Blogs fürs Lokale

Etwa 20 Prozent der Zeitungen lassen derzeit auf ihren Online-Seiten bloggen-von Kochberichten wie „Die Ess-Klasse“ von drei Redakteuren der „WAZ“ über den Mundartgeschichten-Erzähler aus dem „Flensburger Tageblatt“ bis zum Videoblog-Experiment der „Thüringer Allgemeinen“ mit Ministerpräsidenten Dieter Althaus (s.“medium magazin“ 7/07) oder den Berichten eine Volontärin der „Frankfurter Rundschau“ von einer Reise nach Malawi (malawi.frblog.de). Übrigens: In den USA wird bereits bei etwa 80 Prozent der Zeitungen gebloggt. Allerdings werden nach einer aktuellen Online-Studie von ARD und ZDF Weblogs in Deutschland erst von etwa elf Prozent der Internet-User zumindest gelegentlich genutzt. Dabei kann mit lokalen Inhalten durchaus Quote gemacht werden, wie die folgenden innovationsfreudigen Beispiele zeigen:

Lokaltipp des Monats:

Leibhaftige Kommentare. Mit dem Videoblog „360 Grad“ kommentiert Uwe Ralf Heer, der Chefredakteur der „Heilbronner Stimme“, jeden Donnerstag regionale Themen im Internet. In etwa fünfminütigen Beiträgen spricht der Journalist über alles, was die Menschen in der Region zuletzt bewegt hat. Sechs, sieben Ereignisse spricht er an, die er sich zuvor stichwortartig notiert hat. Zur Aufzeichnung der Videobotschaften steigt er mit einem Video-team aufs Dach des Verlagshauses oder begibt sich zu einem markanten Ort der Stadt, um die frei gesprochenen Beiträge aufzuzeichnen. „Wir wollen im Internet einerseits die ansprechen, die keinen Zeitung lesen, und sie an die Marke, Stimme‘ als Nachrichtenkanal Nummer eins in der Region heranführen“, sagt der Chefredakteur. Anderseits solle das Angebot einen Mehrwert für die Leser darstellen. Der Videoblog ist schließlich die verlängerte Version des wöchentlichen Printkommentars des Chefredakteurs, der jeweils freitags im Blatt erscheint. Ohne Werbung erreichte der Blog auf Anhieb mehrere Hundert Zugriffe. Themen sind beispielsweise die Ausbildungssituation, die Verkehrsanbindung, die Hochschule, das Landesfest, Lebensmittelkontrollen oder auch das örtliche Weinfest. Auch wenn eine gewisse Portion Lokalpatriotismus rüberkommt, erlaubt sich der Chefredakteur auch eine dezidierte Meinung und haut auch schon mal drauf.

Kontakt: Uwe Ralf Heer, Tel. (07131) 61 53 65, eMail: uwe.heer@stimme.de, web: www.stimme.de

Ideenbörse:

Ohne Vorbereitung. Schon seit Jahren gibt es in der Printausgabe Kassel der „Hessisch-Niedersächsichen Allgemeinen“ (HNA) die Glosse „Ephesus & Kupille“. Seit November des vergangenen Jahres gibt es die Rubrik als Audio-Blog im Internet. Die beiden Redakteure Peter Ketteritzsch und Axel Welch sprechen dort in nordhessischer Mundart „über Gott und die Welt“. „Die beiden schwätzen ohne große Vorbereitung spontan drauf los“, sagt Jens Nähler, der Ressortleiter Online der „HNA“. Vor allem Themen aus Kassel und Umgebung werden aufgegriffen. Im August wurde erstmals auch eine Video-Episode bei der documenta aufgenommen. An einem kleinen Tisch im Mohnfeld schwadronierten die beiden Redakteure bei einem Weizenbier. Nahezu 700 Online-Leser haben die Rubrik als RSS-Feed abonniert.

Kontakt: Jens Nähler, Tel. (0561) 2 03 13 79, eMail: jna@hna.de, web: www.hna.de

Nachtritt mit Gesang. Mit Beginn der neuen Fußballsaison finden Fans von Hannover 96 auf der Online-Seite der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ den Podcast vom „Platzwart“. Die Satire-Kolumne besteht bereits seit fünf Jahren im Blatt. Der Kulturredakteur Uwe Janssen und der freie Journalist Bruno Bauer spießen Hintergründiges zum Bundesligaverein an der Leine auf. Der Podcast ist aber nicht nur die vorgelesene Printversion. „Da wird auch schon mal gesungen“, sagt Janssen, „das bekommt man in der Zeitung natürlich nicht rüber.“

Kontakt: Uwe Janssen, Tel. (0511) 5 18 18 34, janssen@haz.de, web: www.haz.de

Tipp

Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe“.

Kontakt: Redaktion „drehscheibe“,

Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22, eMail: info@drehscheibe.org,

Homepage: www.drehscheibe.org

Erschienen in Ausgabe 10/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 64 bis 64 Autor/en: Bernd-Volker Brahms. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.