Bücherkiste

Nicht schon wieder!

Wolfgang Zehrt, Die Pressemitteilung, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2007, 194 S., 24,90 Euro

Böse Zungen erkennen in Spams die Evolutionsstufe, die der Pressemitteilung folgt. Welcher Journalist hat sich nicht schon geärgert über die Flut papierner oder elektronischer Aussendungen, deren Notwendigkeit die eines Kropfes mitunter nur geringfügig übersteigt? Wie Verfasser von Pressemitteilungen im Rennen um die knappen Ressourcen Zeit und Aufmerksamkeit des Lesers die Nase vorn haben, zeigt Wolfgang Zehrt. Der Autor arbeitet seit 15 Jahren in der PR-Beratung und als Journalist, kennt also die Nöte und Bedürfnisse beider Seiten. Nur 20 % aller real existierenden Pressemitteilungen gesteht er zu, die entscheidenden Kriterien zu erfüllen: handwerklich gekonnt über interessante Themen zu schreiben und diese gezielt zu kommunizieren, anstatt dem Gießkannenprinzip zu huldigen. Alles beginnt mit der simplen Frage: Welches Thema lohnt überhaupt eine Pressemitteilung? Die Leser erfahren, was bei Aufbau und Stil zu beachten ist. Wie für Artikel gilt: Schlechte Überschriften bedeuten schon das Aus. Interessant wird es beim Thema „Umgang mit Journalisten“. Ein beliebtes Wespennest lauert hier in Gestalt des telefonischen Nachfassens. Generell darf die Reaktion der Medien auf eine Pressemitteilung als Gradmesser dafür gelten, ob gutes Handwerk abgeliefert wurde.

Die Macht des Bildes

Wolf-Andreas Liebert / Thomas Metten (Hrsg.), Mit Bildern lügen, Herbert von Halem Verlag, Köln 2007, 220 S., 22 Euro

Unter dem Titel „Bilder, die lügen“ befasste sich 2005 eine Vortragsreihe an der Universität Koblenz mit dem Gebrauch von Bildern in Medien, Öffentlichkeit und Alltag. Der kulturwissenschaftlich orientierte Sammelband der Beiträge besteht aus fünf Teilen, von denen jener über „Medienereignisse“ für Journalisten von besonderem Interesse ist. Autor Markus Lohoff befasst sich mit dem Thema Kriegsberichterstattung, dem Eldorado der Manipulation. So wurde bei dem Sturz des Saddam-Denkmals in Bagdad zumindest insofern nachgeholfen, als der Eindruck eines Massenauflaufs, der sich beim Fernsehzuschauer einstellte, jeder Grundlage entbehrte. Die US-Regierung hatte sich für den Regimewechsel im Irak eigens die Expertise einer Werbeagentur eingekauft. Ein anderer Beitrag greift den Umgang der Medien mit dem Sterben von Johannes Paul II. auf. Nicht nur in Bildern, sondern auch beschreibend versuchten die Zeitungen, das Leiden zu vermitteln-ein Balanceakt auf dem Drahtseil des Taktgefühls. Autor Heinrich Assel zitiert eine längere Passage aus der „FAZ“ und kommt zu der zugespitzten Interpretation: „Der Leib des Papstes wird durchsichtig für den Leib des Gekreuzigten.“

Gekonnt ins Ohr

Jens-Uwe Meyer, Radio-Strategie, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2007, 211 S., 24,90 Euro

Wozu benötigt ein Radio-Sender eine Strategie? Jens-Uwe Meyer greift zu einem Vergleich: Es käme ja auch niemand auf die Idee, zu einer Werft zu gehen und ein Schiff zu bestellen, ohne sich über dessen Verwendung im Klaren zu sein. Öltanker oder Segelschiff? Der Autor, der als Trainer für die ARD/ZDF-Medienakademie arbeitet und als Radiomacher in verschiedenen Funktionen reichlich Erfahrung mitbringt, plädiert eindeutig für das Formatradio. In seinem Buch setzt er sich aber auch kritisch mit der Media-Analyse auseinander. Ohne eine ausreichende Basis sollten keine „Schnellschüsse“ abgegeben werden – Veränderungen des Programms könnten sich gerade bei Hörern, die auf Kontinuität Wert legen, dauerhaft negativ auswirken. Jens-Uwe Meyer versteht Radio als stimmiges Gesamtprodukt, das von der Moderation über die Musik bis zu Trailern und Senderaktionen einem geschlossenen Konzept folgt. Im Schlusskapitel blicken fünf Autoren mit ihren Beiträgen in die Zukunft des Radios. Eine Stimme warnt, die Digitalisierung nicht zu missbrauchen, um Redaktionen in Legehennenbatterien zu verwandeln – journalistische Qualität ist nichts Altmodisches.

Erschienen in Ausgabe 8/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 78 bis 91. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.