- Geburtstag: 9. November 1990
- Twitter: damossb
- Web: daniel-mossbrucker.de
Daniel Moßbrucker
Freier Journalist u.a. für NDR, Referent bei Reporter ohne Grenzen
Wichtigste Stationen?
– Beginn mit 16 bei der heimischen Lokalzeitung, sechs Jahre lang Autor, Fotograf, VJ („Westfalen-Blatt“, Redaktion Gütersloh)
– Studium der Journalistik, TU Dortmund (2011-2015)
– studienintegriertes Volontariat beim Hessischen Rundfunk (2013-2014)
– berufsbegleitender Master „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School (2015-2017), dafür Stipendiat des NDR
– seit 2015 freier Journalist für Datenschutz, Überwachung, Netzpolitik; Veröffentlichungen dazu u.a. NDR, SZ, digitaler „Spiegel“, SPON
– seit 2016 Referent für Internetfreiheit bei Reporter ohne Grenzen
– seit 2016 Dozent für sichere Recherche, u.a. für DJV
Auf welche Geschichte sind Sie besonders stolz?
Das ist vermutlich mein Projekt zur Vorratsdatenspeicherung, bei dem ich mich während einer investigativen Recherche für boerse.ARD.de selbst überwacht habe. Aus fast 40 Millionen Metadaten habe ich danach meine Recherche „nacherzählt“ und gezeigt, dass Instrumente wie die Vorratsdatenspeicherung eine Gefahr für den Informantenschutz sind. Das Projekt war im Wesentlichen meine Bachelorarbeit, aber ich durfte u.a. im Journalist die Titelgeschichte der November-Ausgabe darüber schreiben und „Zapp“ hat darüber berichtet. Das hat mich vor allem gefreut, weil es dem Thema Aufmerksamkeit gebracht hat und man endlich einmal „an einem echten Fall“ zeigen könnte, was so ein abstraktes Werkzeug wie die Vorratsdatenspeicherung in der Praxis anrichten kann. Darüber hinaus habe ich generell mit viel Freude Recherchen auf dem grauen Kapitalmarkt für boerse.ARD.de gemacht, weil man dort mit seiner Arbeit vielen Menschen helfen kann, indem man mit seiner Arbeit Licht in undurchsichtige Geschäftspraktiken bringt.
Was planen Sie als nächstes?
Als nächstes möchte ich erst einmal das weitermachen, was ich gerade mit viel Freude schon tue: Sich bei Reporter ohne Grenzen für Pressefreiheit im digitalen Zeitalter einsetzen, mit spannenden Recherchen journalistisch Themen aus dem Bereit Datenschutz, Überwachung und Netzpolitik umsetzen und nebenbei in meinem Studium die Zukunft unseres Berufs mitgestalten. Ich bleibe auf jeden Fall irgendwie im Digitalen. Es ist gut möglich, dass ich mich diesen Themen nach meinem Master in einer Doktorarbeit widmen werde – aber erst einmal steht im nächsten Jahr die Abschlussarbeit an.
Wie würden Sie gerne in zehn Jahren arbeiten?
In einem Job, in dem ich Zeit bekomme, um mich intensiv mit digitalen Themen auseinanderzusetzen und auch komplexe Sachverhalte zu durchdringen, um dafür Öffentlichkeit herzustellen. Ob ich das in einer Redaktion, an einem Forschungsinstitut oder bei einer Menschenrechtsoganisation mache, weiß ich noch nicht. Vorstellen kann ich mir alles.
Welcher gute Rat hat Ihnen in Ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?
Dass es neben Talent und Erfahrung wichtiger im Journalismus ist, für „sein“ Thema zu brennen und dieses mit Leidenschaft zu bearbeiten. Damit weiß man, was man selbst will und geht automatisch seinen Weg.
Welche/r Kollege/in hat Ihnen besonders geholfen?
Das war sicherlich Uwe Caspar, mein erster Chef in der Lokalsportredaktion Gütersloh vom „Westfalen-Blatt“. Er war schon über 60, als ich Schülerpraktikant bei ihm wurde, und er hatte schon über 40 Jahre Zeitung gemacht – aber ich habe bisher niemanden mehr kennen gelernt, der mehr für seinen Beruf brennt als er. Er hat mir immer gesagt, dass man aus jeder Geschichte etwas Interessantes rauskitzeln kann und muss, jede Überschrift muss den Leser packen. Das hat mir imponiert, wie man mit so viel Leidenschaft seinen Beruf ausfüllen kann und als er gesehen hat, dass ich auch ein bisschen Talent mitbringe, hat er mir rasch größere Aufgaben anvertraut, relativ schnell durfte ich bis zur vierten Liga Spiele für die Redaktion übernehmen. Von ihm habe ich mir vieles abgeschaut, was mir heute noch hilft und ich denke noch heute häufig an seine Tipps, wenn er mir erklärt hat, wie ich zum Beispiel einem Kreisliga-Trainer ein paar Spielerwechsel entlocken kann, mit welcher Gesprächstechnik. Wenn ich heute mit denselben Mitteln Infos von professionellen Pressesprechern erhalte, muss ich oft an die Zeit in der Lokalredaktion denken.
Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?
Ich denke, in 50 Jahren werden unsere Generation viele Menschen beneiden, weil wir in einer gesellschaftlich revolutionären Umbruchzeit in den Job gestartet sind. Mich fasziniert, was die Digitalisierung für Innovationen hervorbringt, die unser Leben besser machen. Gleichzeitig legen wir in vielen Bereichen gerade die Grundlagen, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen. Dieses „Neuverhandeln“ finde ich ungeheuer spannend und wichtig. Ich bringe Überzeugungen mit in den Beruf, die ich mich antreiben. Es sind vor allem fundamentale Rechte, unsere Grundrechte zum Beispiel. Manche von denen stehen durch die Digitalisierung im Ruf, unzeitgemäß zu sein. Informationelle Selbstbestimmung zum Beispiel. Ich halte es für sehr gefährlich, wenn wir unsere Grundrechte revidieren, nur weil es auf den ersten Blick komplex scheint, sie angemessen zu wahren. Aber viel spannender – und langfristig unverzichtbar – ist es doch, sich um eine zeitgemäße Implementierung unserer Grundrechte in neue Technologien zu bemühen und darüber zu streiten. Das treibt mich an, auch im Journalismus. Die Funktion des Journalismus (s. meine Website) besteht für mich in der Herstellung von Öffentlichkeit, um einen Diskurs zu ermöglichen. Das möchte ich mit meiner Arbeit machen. Menschen informieren über bisweilen sehr komplexe Themen, sodass unsere Gesellschaft informiert darüber debattieren kann, wie sie in Zukunft zusammenleben will. Ich meine, wenn sich der Journalismus auf solche Kernfunktionen besinnt, wird auch er selbst in der digitalen Welt immer eine Zukunft haben.