Der Berliner „Tagesspiegel“ setzt mit dem gerade vollzogenen Relaunch seiner Internetpräsenz verstärkt auf Exklusiv-Inhalte. „Nachrichten aus Berlin für Deutschland. Das ist der, Tagesspiegel‘ und das wollen wir auch online machen“, sagt Online-Chefredakteurin Mercedes Bunz. Der Anspruch ist nicht gering: Für „Exklusive Meldungen“ wurde eine gleichnamige Rubrik direkt am Kopf der Startseite eingerichtet. Ähnlich, wenn auch nicht auf den ersten Blick präsent, werden eigene Interviews beworben.
Was die „Welt“ mit „web first“ proklamiert, „machen wir schon lange“, sagt Bunz. Doch erst ein jüngst eingeführtes Redaktionssystem sorge dafür, dass aktuelle Texte der Print-Redaktion noch einfacher vor Andruck ins Netz gespeist werden können: Erst jetzt sehen die etwa 20 Online-Redakteure im eigenen System, welche Print-Texte bereits freigegeben sind.
Die neue Optik setzt in Anlehnung an das Layout der Zeitung auf große Anreißer und – wenig überraschend, da im Trend – auf große Bilder. „Online sind Teaser und Bildüberschriften extrem wichtig“, sagt Bunz, die im März dieses Jahres vom verlagseigenen Berliner Szenemagazin „Zitty“ als Onlinechefin zur Zeitung wechselte. Seitdem hat die Redaktion auch einen eigenen Textchef, der sich vornehmlich um diese Elemente kümmert. Mit dem Relaunch kam zudem ein neuer Bildredakteur an Bord. Der bestückt nun eine Seite, die sich jetzt im sogenannten „Fullsize-Format“ präsentiert, also breiter ist als etwa „Spiegel Online“.
Zwar soll die Redaktion bei Bedarf auch selbst Themen aufbereiten. Doch dem gilt nicht die erste Priorität, nicht nur mangels ausreichender Ressourcen. Bunz sieht darin keinen so großen Bedarf, wie sie die Online-Ableger der Wochentitel hätten: „Unsere Print-Kollegen arbeiten ja ohnehin tagesaktuell“, sagt sie. Allerdings sitzt die Online-Redaktion, die in die Urban Media GmbH der Verlagsgruppe Holtzbrinck ausgelagert wurde, weiter ausschließlich in ihren eigenen Räumen. „Da reicht ein Anruf oder ein kurzer Besuch“, meint Bunz zur redaktionellen Verzahnung. Langfristig solle aber auch die Redaktion aus- und ein Budget für freie Mitarbeiter aufgebaut werden. Zumindest in Sachen Multimedia ist das in einem ersten Schritt geglückt: Neuerdings produziert eine eigens engagierte Videojournalistin eigene Beiträge für „tagesspiegel.de“ aus der und über die Hauptstadt.
Daniel Bouhs
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Erschienen in Ausgabe 6/2007 in der Rubrik „Kurz u. Bündig“ auf Seite 10 bis 10. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.