Der Auftritt im World Wide Web zählt längst zum journalistischen Standard. Jetzt aber erweitern Verlage, Rundfunkanstalten und zahlreiche Unternehmen ihr Internet-Standardangebot um Podcasts.
Boom-Medium. Podcast setzt sich zusammen aus der letzten Silbe von „Broadcast“ Rundfunk und dem „iPod“ von Apple – ist also Web-TV und Internet-Radio. Als regelmäßiges Programm nahm zuerst der Konradin-Verlag für seine Fachzeitschrift „Computer Zeitung“ die Produktion und Distribution von Podcasts auf, genau genommen am 31. Dezember 1999. Damals brannte nicht nur den EDV-Experten das sogenannte „Jahr-2000-Problem“ und programmierbedingten weltweit drohenden technischen Problemen durch das Umspringen von 99 auf 00 unter den Nägeln. Die „Computer Zeitung“ ließ Radiomeldungen von Korrespondenten aus Japan, Australien, den USA und vielen deutschen Städten in der Silvesternacht und am Neujahrstag produzieren und stellte sie als Podcasts auf ihre Web-Seite. Über 50.000 Abrufe von interessierten Lesern und Hörern in nur 24 Stunden protokollierte Web-Systemadministrator Frank Simon damals in der Silvesternacht. Fünf zusätzliche Server mussten zugeschaltet werden, um dem Ansturm gerecht werden zu können.
Außerdem trug das Jahr-2000-Podcast erheblich zur Leser-Blatt-Bindung bei. „Wir mussten in den ersten Tagen des Jahres 2000 eine regelrechte Mail-Flut mit Kommentaren und Anmerkungen zu unseren Podcasts abarbeiten“, erinnert sich Pia Grund-Ludwig, die damalige Kommunikationsredakteurin der „Computer Zeitung“. Eine dieser Electronic Mails kam vom Apple-Manager Avi Tevanian, der kurz darauf auch zum ersten Mal den Begriff Podcast prägte.
Danach ging es mit dem Podcast-Dienst so richtig ab. Heute nutzen Messegesellschaften Web-Radio und Internet-TV, um von ihren Veranstaltungen zu berichten, Unternehmen haben ihre interne Kommunikation zunehmend in Richtung Podcast verlagert, die Kanzlerin sendet seit ein paar Monaten allwöchentlich eine Videobotschaft ans Netzvolk. Für Journalistinnen und Journalisten tun sich hier neue Arbeitsmarktchancen und Erlösquellen auf.
Allerdings gilt auch leider nach wie vor: Die meisten Podcasts sind schlecht gemacht. Nur mit rauschigem Mikrofon und Laptop lassen sich nun einmal keine professionellen Podcasts realisieren. Welche Technik ist aber nun notwendig und angeraten?
Grundausstattung. Etwa um die 2.500 EUR sollte man schon investieren, wenn man professionell in der Podcast-Szene mitmischen will. Für die Grundausstattung sind folgende Komponenten empfehlenswert:
* ein gutes Mikrofon (z. B. Sennheiser MD21U, ab 200 EUR)
* ein professionelles Aufnahmegerät (z. B. Marantz PMD670, rund 1.000 EUR)
* ein Laptop oder PC mit ausreichend großer Festplatte (mindestens 120 Gigabyte) und genügendem Arbeitsspeicher (ab 900 EUR)
* ein professionelles Schnittprogramm, das über einen Mehrspurmodus verfügt, eine ausreichende Zahl von Filtern aufweist und natürlich MP3-Dateien erzeugen können muss (Audition von Adobe ab 300 EUR)
* sowie die notwendigen Kabel fürs Mikrofon (ab 50 EUR).
Für die Kür sei dem Audio-Podcaster ein Mischpult wie das Mackie VLZ1402 Pro (ab 800 EUR) angeraten, und für die akustisch anspruchsvolle Aufnahme der Sprechertakes eine Sprecherkabine, die allerdings in der Regel mit 3.000 bis 5.000 EUR zu Buche schlägt.
Erschienen in Ausgabe 3/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 66 bis 66. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.