Juliane Wiedemeier
Ich bin freie Journalistin und, wie es die Zeiten erfordern, vielseitig aufgestellt. Meinen Hauptauftraggeber habe ich vor vier Jahren mit den Prenzlauer Berg Nachrichten selbst mitgeschaffen.
Firmenname: Freie Journalistin / u.a. Prenzlauer Berg Nachrichten
Gründungsjahr: 2010 (selbstständig gemacht und Zeitung gegründet)
Beschäftigte: Als freie Journalistin bin ich alleine unterwegs; bei den Prenzlauer Berg Nachrichten gibt es drei Redakteure und einen Geschäftsführer sowie einige Freie, aber niemand arbeitet Vollzeit für die PBN.
Internet-Adresse: www.juliane-wiedemeier.de / www.prenzlauerberg-nachrichten.de
7 FRAGEN ZU IHREM UNTERNEHMENSVERSTÄNDNIS:
1. Unternehmensprofil:
Ich bin freie Journalistin und, wie es die Zeiten erfordern, vielseitig aufgestellt. Meinen Hauptauftraggeber habe ich vor vier Jahren mit den Prenzlauer Berg Nachrichten selbst mitgeschaffen. Damals kam Philipp Schwörbel auf mich zu, der die Idee hatte, eine Online-Lokalzeitung für den Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg zu gründen, als Kaufmann aber noch journalistische Unterstützung brauchte. Den Job habe ich gerne übernommen.
Seitdem bemühen wir uns, Unmögliche Dinge möglich zu machen, nämlich qualitativ hochwertigen Lokaljournalismus, und zwar im Internet, und damit auch noch Geld zu verdienen. Bei den PBN findet man weder Kaninchenzüchtervereine noch Klickstrecken, dafür viel Recherche, Lokalpolitik und alles, was die Bewohner des Prenzlauer Bergs interessiert.
Mit den großen Titeln – Berliner Zeitung, Berliner Morgenpost und Tagesspiegel sowie BZ und Berliner Kurier – kommen wir uns dabei nicht ins Gehege: Deren Fokus liegt auf der Berliner Landespolitik; die Bezirksebene, der sich die PBN annimmt, läuft meist völlig unter deren Radar.
Refinanziert werden die PBN mit Anzeigen, Sponsoren und Solidaritäts-Abos.
Derzeit arbeite ich etwas 50 Prozent meiner Zeit für die PBN. Darüber hinaus schreibe ich regelmäßig für die Medienkolumne Altpapier, das Goethe-Institut und was sich sonst so ergibt, gebe Seminare, wie man seine eigene Zeitung gründet, und mache Sonderprojekte (aktuell profitiere ich z.B. von einer Recherche-Förderung durch die Rudolf Augstein Stiftung).
2. Ihr persönlicher Werdegang:
- Geboren 1982 in Soest/Westfalen
- 2002 bis 2007 Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie der Geographie in Berlin
- 2008 Creative Village (Praktikumsprogramm von taz, UFA und Scholz & Friends)
- 2009 Volontariat an der Journalistenschule Ruhr bei der Braunschweiger Zeitung
- 2010: Selbstständigkeit
3. Ihr Unternehmensleitsatz, -philosophie oder Motto:
(Ich fürchte, damit kann ich nicht dienen.)
4. So ist mein Unternehmen entstanden…
Selbstständig gemacht habe ich mich, weil ich Lust auf guten Journalismus hatte und 2010 die Festanstellungen nicht mehr auf der Straße lagen.
Die Prenzlauer Berg Nachrichten sind entstanden, weil es bis dato kein Medium gab, das kontinuierlich über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Prenzlauer Berg berichtet hat. Dabei leben im Bezirk Pankow, zu dem der Stadtteil verwaltungstechnisch gehört, fast 400.000 Menschen, es gibt ein eigenes Bezirksparlament, doch was da entschieden wird, hat lange niemand verfolgt. Dort eine Öffentlichkeit zu schaffen – ganz im Sinne des Auftrags als 4. Gewalt – war die Hauptmotivation für die Gründung.
5. Was war dabei die größte Hürde bzw. was sollten Neu-Gründerinnen vermeiden?
Trotz der Krisenstimmung in der Branche nicht den Mut zu verlieren, ist derzeit eine große Herausforderung, finde ich.
6. Was war bisher ihr größter Erfolg?
Ich lebe seit vier Jahren ausschließlich vom Journalismus. Das ist in Zeiten wie diesen wohl schon ein großer Erfolg.
Wer unter Erfolg eher was mit Preisen versteht, würde hier wohl die Nominierung der PBN für den Grimme-Online-Award im vergangenen Jahr nennen. Außerdem hat das Medium-Magazin den PBN- Kollegen Thomas Trappe und mich schon zweimal unter die Top Ten der Newcomer (2012) bzw. Regionalreporter (2013) gewählt.
7. Wer hat sie gefördert? Gab es Vorbilder?
Ohne die Gründung der Prenzlauer Berg Nachrichten hätte sich mein Start in die Selbstständigkeit vermutlich schwieriger gestaltet. Philipp Schwörbel hat damals Geld in die Hand genommen und mir redaktionell alle Freiheiten gelassen.