Christel Göttert
Durchschnittlich 5 Titel erscheinen in unserem Frauenverlag pro Jahr, die thematisieren, wie Frauen die Welt sehen. Besonders die Philosophie von Frauen und ihre alternative Lebenspraxis sowie ihre Werke sind dabei wichtig.
Firmenname: Christel Göttert Verlag
Gründungsjahr: 1992
Beschäftigte: keine Angestellten, verlässliche Verknüpfung mit anderen selbstständigen Frauen
Internet-Adresse: www.christel-goettert-verlag.de
7 FRAGEN ZU IHREM UNTERNEHMENSVERSTÄNDNIS:
1. Unternehmensprofil:
Durchschnittlich 5 Titel erscheinen in unserem Frauenverlag pro Jahr, die thematisieren, wie Frauen die Welt sehen. Besonders die Philosophie von Frauen und ihre alternative Lebenspraxis sowie ihre Werke sind dabei wichtig, was dazu führte, dass wir 10 Jahre lang die einzige deutsche Frauenbuchkritikzeitung Virginia herausbrachten und seit 2007 mit engagierten Redakteurinnen die Online-Zeitung bzw-weiterdenken.de mitgestalten. Wertschätzung für weibliche Lebensentwürfe und geschlechtergerechte Sprache ist natürlich selbstverständlich.
2. Ihr persönlicher Werdegang:
Großhandel, danach in Werbeabteilung eines großen Unternehmens, 8 Jahre Erziehungsarbeit für zwei Kinder, 20 Jahre in Industrie- und Sozialarbeit. Als persönliches Studium werte ich die Erfahrungen aus 20 Jahre Aufbau und Vorstandsarbeit im Frauenhaus, Gründung und Mitarbeit eines Frauenzentrums, Wildwasser und Kinderschutzbund,
8 Jahre Stadtverordnetentätigkeit.
3. Ihr Unternehmensleitsatz, -philosophie oder Motto:
Mit unseren Büchern verbinden wir den Wunsch, dem weiblichen Blick auf die Welt Ausdruck zu verleihen, die Vielfalt weiblichen Schaffens und Denkens sichtbar zu machen und in der Geschlechterdifferenz zu denken.
4. So ist mein Unternehmen entstanden…
Die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Lebensbetrachtungen von Männern und Frauen, die Differenz im Denken und Handeln (wie ich es von vielen mir wichtigen Philosophinnen lernte) und dass sich Gleichheit in unserer Gesellschaft immer vom Standort der Männer aus bemisst, führte zum ersten Titel „frauen-art“, der Kunstausstellungen von Frauen über 5 Jahre dokumentierte. Was als einmalige verlegerische Arbeit gedacht war, wurde sehr schnell für mich zur Quelle all der Themen, die ich beim genauen Hinschauen als wichtig für ein gedeihliches Zusammenleben von Männern und Frauen in der Welt ansehe und was in unserer Gesellschaft bisher leider wenig Beachtung findet.
5. Was war dabei die größte Hürde bzw. was sollten Neu-Gründerinnen vermeiden?
Das finanzielle Risiko war von Anfang an sehr hoch, zumal die Präsenz in den meisten Buchhandlungen großen Verlagen und den sogenannten Bestsellern vorbehalten wird. Das tiefe Begehren, meinen politischen Beitrag mit dieser Arbeit leisten zu wollen für eine lebens- und liebenswerte Zukunft (es wird von meinem Mann mit allen Folgen tatkräftig mitgetragen), hat bisher alle Hindernisse nehmen können. Die Sinnhaftigkeit in der Arbeit gibt täglich Kraft für immer neue, wenn oft auch schwierige Wege. Sich dabei auf eine freie feministische Lektorin stützen zu können, ist sicherlich unerlässlich.
6. Was war bisher ihr größter Erfolg?
Dass wir mit unseren Büchern helfen, die Netze der Frauen zu stärken, erfahre ich bei jedem Büchertisch und in vielen Zuschriften von Frauen, manchmal auch Männern, die dankbar für unser Durchhalten sind. Dies zeigt uns, dass wir auf einem guten und noch immer wichtigen Weg sind.
Auch die Gründung der Online-Zeitung beziehungsweise-weiterdenken.de ist nur aufgrund des gewebten Netzes und des achtvollen Umgangs aller Redakteurinnen im Sinne der Differenz möglich gewesen. Es ist eine Zeitung, mit der wir gemeinsam mit unseren Autorinnen und LeserInnen wachsen können.
7. Wer hat sie gefördert? Gab es Vorbilder?
Die Grundeinstellung zur weiblichen Freiheit – nur mit ihr ist für mich Freiheit für alle denkbar – hat viele Vorbilder für mich, wie zum Beispiel Luisa Muraro, Luce Irigaray, Gerda Weiler, Mary Daly, Heide Göttner-Abendroth, Simone Weil, Hannah Arendt und viele andere, für deren Vermittlungsarbeit ich unendlich dankbar bin.
Mehrfach unterstützt wurde ich von Stiftungen und immer wieder von Frauen, die ein Interesse daran haben, dass wir weiterarbeiten können.