Ad memoriam Frank Schirrmacher
Am 5. September 2014 wäre Frank Schirrmacher 55 Jahre alt geworden. Der Co-Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ starb plötzlich am 12. Juni 2014. (Nachruf „medium magazin“ 7/2014)
In Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Journalisten dokumentieren wir hier einige Beiträge aus „medium magazin“ seit 1989:
2004 wählte ihn die mediummagazin-Jury zum „Journalist des Jahres“ (pdf mit der Jurybegründung)
2010 wurde Frank Schirrmacher erneut zu den „Journalisten des Jahres“ gewählt, diesmal als „Kulturjournalist des Jahres“. Die Begründung der Jury damals:
„Sein Meisterstück war 2010 die wegweisende Behandlung des Aufregers des Jahres: Thilo Sarrazins Thesen. Schirrmachers Essays und Interviews, auch zum Thema Internet oder Auswärtiges Amt, sind der beste Beweis, dass die Auseinandersetzung mit der Kultur einer Gesellschaft das Fundament politischer Berichterstattung ist.“
Seine Antwort auf die Laudatio von Nikolaus Brender bei der Preisverleihung im Deutschen Historischen Museum Berlin können Sie im O-Ton hier hören.
2014 hielt Frank Schirrmacher seinerseits die Laudatio auf Prof. Joachim Kaiser, der von der Jury der „Journalisten des Jahres“ mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde: Die Laudatio zur Preisverleihung (auch im O-Ton zum Hören).
2001 sprachen wir mit Frank Schirrmacher über die Pläne und den Start der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ und das Wesen des modernen Feuilletons (das Gespräch damals fand wenige Tage vor den Anschlägen in den USA statt):
FRANK SCHIRRMACHER 2001:
„Das Feuilleton der letzten zehn Jahren mit seiner traditionellen Kulturberichterstattung durchmischt von politischen Besinnungsaufsätzen entspricht nicht mehr unseren Bedürfnissen.
Wir müssen heute auch ein starkes wissenschaftliches Feuilleton machen. Das ist kein Spleen. Die Feuilletons müssen das kommunizieren, was der Gesellschaft in den nächsten Jahren bevorsteht. Und wir haben großes Glück, dass für uns jetzt hervorragende Repräsentanten sowohl für ein klassisches, populäres und wissenschaftliches Feuilleton arbeiten.
Über Jahrzehnte hinweg haben sich die klassischen Feuilletons der so genannte Ideologiekritik gewidmet und festgestellt, wie sehr die verantwortlichen Generationen der beiden Weltkriege in ihrer Kindheit von Karl May und den Sagen des klassischen Altertums geprägt waren. Und heute soll es plötzlich absurd sein zu fragen, was die Generation, die unsere Welt jetzt verändert, prägt? Nur weil sie heute keine Diktatoren, sondern Industrielle sind? Der Begriff populäre Kultur ist nichts anderes als der Schlüssel zu unserer Gesellschaft, zu unserer Zukunft. Das zu hinterfragen ist unsere Aufgabe. Über Feuilletons, die sich dazu zu schade sind, kann ich nur lachen.“
1989 portraitierten wir den damals 29jährigen, als er gerade die Nachfolge von Marcel Reich-Ranicki als Literaturchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ angetreten hatte. Es war die erste Titelgeschichte über Frank Schirrmacher: „Sein ist das Reich Ranickis“ (pdf medium magazin 10/1989).
FRANK SCHIRRMACHER 1989:
„Niemand, der die Zeitung liest, will Objektivität, sondern ein begründetes Urteil.„