Welche dringenden Aufgaben liegen auf dem Schreibtisch des neuen WDR-Intendanten?
Konstantin Neven DuMont: Er muss noch stärker Überzeugungsarbeit leisten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk notwendig ist. Es gibt eine kritische Öffentlichkeit, die dies infrage stellt. Gerade unter jüngeren Leuten ist das der Fall. Sie fragen sich auch angesichts des neuen Rundfunkbeitrags: Warum muss ich das bezahlen? Ich persönlich würde mir ein tiefgründigeres Programm wünschen. Dies findet bislang eher am Rande statt.
Klingt nach einem kompletten Umbau des öffentlich-rechtlichen Systems.
Für mich stellt sich die Frage, ob man die bundesweite Vielfalt der Programme erhält. Manche Nutzer finden das gut, weil sie auswählen können. Dann gibt es aber noch andere Konzepte wie jenes der BBC: Dort gibt es nicht so viele verschiedene Sendungen, dafür wird in einzelne mehr investiert.
Ist das Vorbild BBC auf den WDR übertragbar?
Dieses Modell sollte auch für Deutschland überprüft werden. Hierzulande herrscht ja eher das Gießkannenprinzip. Einfach sind solche Reformen in der Struktur aber nicht – das zeigt ja die Diskussion um einen eigenen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal.
Wie stehen Sie zu einem eigenen Kanal von ARD und ZDF für Jugendliche?
Ich halte das für eine gute Idee. Mit den klassischen Sendern erreichen ARD und ZDF die Jugend nicht mehr – da können sie machen, was sie wollen. Aber wenn Jugendliche ein eigenes Angebot bekommt, das ihren Wünschen entspricht, akzeptiert diese Zielgruppe auch leichter den Rundfunkbeitrag. Für so einen Kanal dürfte man aber nicht den Beitrag anheben – das würde eine Welle des Protests auslösen.
So wie die Diskussion um die Gehälter von Moderatoren. Warum erfahren wir nicht, wie viel unserer Rundfunkbeiträge etwa in die Taschen von Günther Jauch fließt?
Es ist bei bestehenden Verträgen schwierig, etwas zu veröffentlichen. Ich bin dafür, Klauseln, in denen Stillschweigen über die Summe vereinbart wird, künftig nicht mehr zuzulassen. Wenn dies nicht geht, muss es Limits bei der Bezahlung geben. Dann gibt es halt keinen Jauch, sondern jemand anderes. Man scheut es aber, bei Jauch die genaue Summe zu veröffentlichen. Denn dann würde ein Aufschrei durch die Bevölkerung gehen.
Ihre Bewerbung beim WDR kam völlig unerwartet. War das eine spontane Eingebung?
Ich glaube einfach, dass es dem WDR gut tun würde, wenn jetzt mal jemand von außen käme. Meine Arbeit im Vorstand des Verlages DuMont Schauberg war zwar schon unterschiedlich. Aber vieles ist auch ähnlich. So wie ich als Lobbyist für die Verlagsbranche unterwegs war, würde ich das für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tun.
Rechnen Sie sich Chancen aus?
Wenn ich die Möglichkeit bekomme, mich vorstellen zu dürfen, habe ich auch Chancen. Ich bin nicht an eine Partei gebunden und habe Vorteile gegenüber denen mit Parteibuch. Niemand könnte mich ablehnen, weil ich CDU-Mann oder SPD-Mann bin.
Können Sie Intendant?
Es geht um professionelle Medieninhalte. Da kenne ich mich gut aus – auch was die unterschiedlichen Gattungen angeht. Und was die Details angeht, kann man sich ja auch einarbeiten. Außerdem hat man als Intendant Mitarbeiter, die sich auskennen. Ich habe mich eingelesen. Es ist gut, mit frischem Blick von außen zu kommen.
Und wird der Intendant Neven DuMont dann alles andere aufgeben?
Ich würde mich mit 100 Prozent meiner Kraft dieser Aufgabe widmen. Das Mediengeschäft, etwa das Portal Evidero, oder die Verwaltung von Immobilien müsste ich dann aufgeben. Ich würde es ja nicht wegen des Gehalts machen, denn wirtschaftlich habe ich es nicht unbedingt nötig.
Monika Piel bekam 308.000 Euro als Jahresgehalt. Für wie viel würden Sie es machen?
Mit 308.000 Euro kommen Sie nicht hin. In diesem Betrag sind die Zulagen noch nicht enthalten. Ich würde es für ein geringeres Gehalt machen. Die Höhe der Bezüge unserer Bundeskanzlerin würde mir schon reichen.
Erschienen in Ausgabe 04/202013 in der Rubrik „Medien und Beruf“ auf Seite 33 bis 33. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.