Was macht das Silicon Valley zur Inspirationsquelle für deutsche Medienmacher?
Kai Diekmann: Der unbedingte Wille zur Innovation, das mitreißende Tempo, die Bereitschaft zu scheitern und aus Fehlern zu lernen sowie die schier unbegrenzte Offenheit und Neugier (and one more thing: das Wetter …).
Hat sich Ihre Einstellung zu Print- und Onlinemedien und Ihre persönliche Mediennutzung durch die Zeit in Kalifornien verändert?
Auf Papier lese ich jeden Morgen nach wie vor das „Wall Street Journal“ und den „San Francisco Chronicle“ – auf meinem Handy habe ich inzwischen allerdings über 100 Apps, ohne die ich mir meinen Alltag nur noch schwer vorstellen könnte. Unsere Zukunft als Medien-Unternehmen liegt ausschließlich in der Veränderung – kulturell, technologisch, wirtschaftlich. Um das in seiner ganzen Radikalität zu begreifen, sind die Monate im Valley Gold wert.
Die USA sind in den Medien-Trends Deutschland stets ein paar Jahre voraus: Auf was sollten sich insbesondere deutsche Zeitungen also einstellen?
Dass sie, wenn sie sich nur als Zeitungen begreifen, bald Geschichte sind.
Sie sind in den USA zum aktiven Twitterer geworden. Was bringt Ihnen das?Wollen Sie das in Berlin fortsetzen?
Twitter ist für mich eine zusätzliche und inzwischen unverzichtbare Informationsquelle geworden – wie eine Nachrichten-Agentur, die mich ausschließlich mit Geschichten beliefert, die mich wirklich interessieren (meistens jedenfalls) – und die ich gerne mit anderen teile. Und in Berlin dann nicht mehr auf denglisch, sondern deutsch!
Ihr Tipp für Silicon Valley-Reisende: Was sollte man auf keinen Fall verpassen?
Das burmesische Restaurant „Rangoon Ruby“, 445 Emerson Street Palo Alto, CA 94301.
Kai Diekmann (48), Chefredakteur der „Bild“ und Herausgeber der „Bild am Sonntag“, lebt und arbeitet seit September 2012 als Abgesandter des Axel Springer Verlags in Palo Alto im Silicon Valley – von montags bis freitags im Domizil des Verlags, zusammen mit Peter Würtemberger (chief marketing officer Axel Springer AG), Martin Sinner (Gründer von Idealo) und seit Ende Februar für drei Monate auch mit Christoph Keese. Das Wochenende verbringt er bei seiner Familie, die ebenfalls mit in die USA gegangen ist. Im Juni 2013 wird er wieder zurück an seinen alten Arbeitsplatz in Berlin zurückkehren.
Erschienen in Ausgabe 03/202013 in der Rubrik „Special Medienlabore USA“ auf Seite 57 bis 57 Autor/en: Interview: Annette Milz. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.