Der Bonner Zeitungswissenschaftler Walter Justus Schütz (82) stellt seit 1954 statistische Übersichten zusammen. Darin sind umfassend und unabhängig neben Auflagenhöhe und Zahl der Kernredaktionen auch Zeitungsübernahmen/-beteiligungen gelistet. Die seit Mitte Dezember vorliegende achte Vollerhebung (Berichtszeitraum Oktober 2008 bis März 2012) ist Teil eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts „Deutschlands Zeitungen 2012“. Sie kommt zu dem erstaunlichen und jedes Krisengerede widerlegenden Ergebnis, dass die deutsche Zeitungslandschaft im Vergleich über einen Zeitraum von 58 Jahren nach wie vor gefestigt ist. Allerdings: Es gibt immer weniger Zeitungen mit einem selbstständig redigierten politischen Teil. Die Zahl dieser „Publizistischen Einheiten“ ist in den vergangenen vier Jahren noch einmal gesunken auf 130 (2008: 135). Komplett verschwunden vom Pressemarkt sind vier Zeitungen, darunter die „Abendzeitung Nürnberg“ und die „Financial Times Deutschland“ als prominentester Fall. Nur noch 333 (353) Verlage sind zugleich Herausgeber ihrer Zeitungen und nur noch 52 Prozent der Verlage lassen ihre Titel im eigenen Haus drucken. Auch die verkaufte Auflage schrumpfte von 20 auf 18,2 Millionen; Kaufzeitungen in den ostdeutschen Ländern und in Ballungsgebieten sind besonders, überregionale Abo-Zeitungen dagegen nicht betroffen. Dafür stieg die Zahl der Ausgaben mit eigenem lokalen Text- und Anzeigenteil leicht an auf 1532 (1515). Schütz schließt daraus, dass Verlage eher im eigenen Verbreitungsgebiet ihre lokale Präsenz ausbauen, als sich zusätzlichem Wettbewerb bei der Konkurrenz auszusetzen. Und: Kooperationen, etwa in Redaktionsgemeinschaften, mindern nicht zwangsläufig Vielfalt.
Tipp:
Walter J. Schütz’ Stichtagssammlung ist Mitte Dezember erschienen in „Media Perspektiven“ (Heft 11/2012 bzw. http://bit.ly/12AFshQ)
Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 39 bis 41. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.