Eigentlich wollte ich den Flug von Kapstadt nach Johannesburg neulich nutzen, um eingequetscht zwischen Geschäftsreisenden und Touristen etwas Schlaf nachzuholen. Daraus wurde nichts. Neben mir saß ein Sprecher aus dem Büro des Präsidenten. Sehr wichtig, sehr mitteilungsbedürftig und sehr frustriert, was Journalisten angeht. Was uns schließlich in eine erregte Diskussion versinken ließ: Nicht nur er, sondern auch der mächtige ANC hält es für höchste Zeit, Journalisten an die Kandare zu nehmen. Die Regierungspartei spielt mit der Idee eines Medientribunals. Im Gegensatz zu bestehenden Selbstregulierungsmechanismen – Presserat und Ombudsmann – soll es rechtskräftige Entscheidungen treffen. Staatliche Kontrolle statt Selbstkontrolle. Doch wofür, so argumentieren die Gegner dieser Idee, gibt es eigentlich eine Verfassung und bestehende Gerichte? Die Emotionen schlagen mittlerweile hoch auf beiden Seiten. Eine ANC-Sprecherin beklagt sich über versteckt gedruckte Gegendarstellungen („unakzeptabel“!). Ein ehemaliger Sprecher darüber, dass die Gesundheitsministerin als rote Rübe karikiert wird, nur weil sie Aids mit Gemüse bekämpft. Kann es sein, dass das Problem der Politiker weniger mit Verfassungsprinzipien als vielmehr mit fehlender Frustrationstoleranz zu tun hat? Der ANC respektiere die Pressefreiheit, wird die Partei nicht müde zu betonen. Die Journalisten Südafrikas sind gespannt, ob das auch künftig so sein wird.
Internet: www.mg.co.za/articlePage.aspx?articleid=338322&area=/breaking_news/breaking_news__national/
Erschienen in Ausgabe 6/2008 in der Rubrik „Weltreport“ auf Seite 76 bis 76 Autor/en: Corinna Arndt, Kapstadt. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.