Farbsignale im Boulevard

Titelseite

(1) Zeitungskopf: Die Groß- und Kleinschreibung machen den Kopf gut lesbar, der rote Hintergrund signalsiert: Boulevard-Zeitung.

(2) Anrisse über dem Kopf: Die Texte sind sehr knapp formuliert, weil die Überschriftentype zu fett ist. Insgesamt zu viele Schriften auf zu kleiner Fläche.

(3) aufmacher: „Mord an Ehefrau“ ist eine klar formulierte Überschrift, die Ergänzungen darüber und darunter sind auch okay.

(4) aufmacherbild: Die Palmen links sind nicht wirklich bildwichtig, die beiden Kinder mit den wegretuschierten Gesichtern signalisieren: glückliche Familie.

(5) Farben der Titelseite: Diese Seite ist letztendlich rot und schwarz. Rot wie Blut und schwarz wie die Nacht. Das passt zum Mord an der Ehefrau. An anderen Tagen, bei positiveren Meldungen, sollte man einen weißen Hintergrund wählen.

Themenanzahl: Die Titelseite hat vier Themen. Durch diese Reduzierung ist man gezwungen, das tragende Thema des Tages – den Kaufanreiz – zu finden und zu präsentieren.

Innenseite

(1) Seitentitel: Bei dieser regulären Innenseite sieht man die Farbe Violett, die als Leitfarbe für das Ressort „People“ gewählt wurde. Das Farbband klammert gleichzeitig die beiden Seiten zusammen.

(2) Aufmacher-Farbe: Der schwarze Hintergrund der Titelseite wird auf vielen Innenseiten aufgegriffen. Gefahr, Geheimnis und Katastrophe werden damit suggeriert.

(3) Aufmacher-Überschrift: Dachzeile, Überschrift und Vorspann stehen auf Schwarz und werden so mit den Bildern daneben verbunden. Es ist genug Platz da, um eine gut formulierte Überschrift zu machen.

(4) Kleinmeldungen: Bei den kostenlosen Tageszeitungen stehen sie klassisch außen links und rechts. Beim „Blick“ werden sie zur Abgrenzung von Artikeln gerne mittig auf einer Doppelseite platziert.

(5) Bildblock: Auf der Automobilausstellung hat sich „Blick“ mal die Models angeschaut. Der Bildblock ist okay, aber man hätte näher an die Gesichter herangehen sollen. Der Bildschnitt ist deutlich verbesserungsfähig.

(6) Grundschrift: Die hier benutzte Charter hat sich bei vielen Zeitungen als Grundschrift bewährt.

Eindruck

Die Schweiz gilt als Land mit den meisten kostenlosen Tageszeitungen. Die machen insbesondere den Boulevardzeitungen das Leben schwer, weil sie gestalterisch und inhaltlich Ähnliches liefern, aber eben kostenlos. Die Boulevardzeitung „Blick“ wurde in den letzten Jahren mehrfach neu gestaltet. Unter anderem wurde sie auf das halbe Schweizer Format verkleinert. Im März 2008 fand ein weiterer Relaunch statt. Durch den Einsatz einer serifenbetonten Überschriftentype hebt sie sich nun von anderen Tageszeitungen ab. Schwarze Unterlegungen bei manchen Aufmachern unterstreichen den Boulvard-Touch. Im Vergleich zu Großbritannien und Deutschland wirkt der „Blick“ übrigens inhaltlich und gestalterisch sehr seriös: Schweizerisch gediegen, könnte man sagen.

Erschienen in Ausgabe 5/2008 in der Rubrik „tipps für journalisten“ auf Seite 85 bis 87. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.