Als wir 2007 die erste Ausgabe der „Journalistin“ herausbrachten, war einer der Beiträge überschrieben: „Verschwunden auf dem Weg nach oben“. Tina Groll berichtete darin über ihre Studienergebnisse zur Frage, warum Journalistinnen so oft an der gläsernen Decke hängen bleiben*. 2009 stellten wir das „alte und doch immer wieder aktuelle Thema Macht“ in den Mittelpunkt der „Journalistin“. „Wer nicht macht, der wird gemacht. Und Macht ist auf den Chefetagen angesiedelt“, schrieb eine unserer Autorinnen, Elenor Pospiech. 2010 machten wir die Quotendebatte zum Schwerpunktthema und ich bekannte damals: „Ich war lange gegen eine Quote für Frauen im Beruf, auch im Journalismus. Aber ich habe meine Meinung geändert.“ Denn trotz aller Lippenbekenntnisse zur Frauenförderung im Journalismus blieb die gläserne Decke fest geschlossen. 2011 untersuchten wir die Entwicklung: „Frauenquote – ein Jahr Praxistest“. Senta Krasser stellte damals sanfte Aufwärtsbewegungen fest – so beim „Handelsblatt“, dessen Chef Gabor Steingart zuvor ausdrücklich für eine Frauenquote plädiert hatte. Beim „Spiegel“ hingegen klemmte es noch. Nicht zuletzt die heftigen internen Kontroversen zu jener Frage trugen mit dazu bei, dass im Frühjahr die Initiative „Pro Quote“ entstand. Mittlerweile ist aus der Guerilla-Aktion ein eingetragener Verein geworden. Mit Vorstand und einer Vorsitzenden, die sagt: „Ich will die Quote, damit wirklich die Besten nach oben kommen.“ „Pro Quote“-Vorsitzende Annette Bruhns ist „Spiegel“-Redakteurin und berichtet im Interview in dieser „Journalistin“ über ihre eigenen Erfahrungen – und ihren Sinneswandel in Sachen Quote, denn: „Hätten Sie mich vor 13 Jahren gefragt, wäre ich auch dagegen gewesen.“ So ging und geht es vielen Kolleginnen. Doch wenn man mit männlichen Kollegen über Quoten diskutiert, ist oft genug als Gegenargument zu hören: „Quote gut und schön, aber woher sollen wir die Frauen für Führungspositionen nehmen? Oft seid ihr es doch selbst, die solche Posten letztlich gar nicht wollen.“ Zugegeben, es kommt immer wieder vor, dass Kolleginnen angebotene Leitungsfunktionen ausschlagen. Aber kann das pars pro toto gelten? Wir haben deshalb Kolleginnen nach ihren Karriereambitionen gefragt: Journalistinnen, die bereits Verantwortung in ihren Redaktionen tragen – in der 2. Reihe, noch nicht (ganz) an der Spitze. Die enorme Resonanz auf unsere Umfrage hat uns selbst überrascht. Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele bereit sind, sich öffentlich dazu zu äußern und auch Tipps für Kolleginnen zu geben. Es sind durchaus differenzierte Antworten der 77 Kolleginnen, die wir in dieser „Journalistin“ wiedergeben. Sie alle zeugen aber von Selbstbewusstsein und Willen(skraft). Das macht Mut. Denn der Weg nach oben bleibt steinig –auch mit Quote, erst recht aber ohne.
Erschienen in Ausgabe 10+11/2012 Journalistin in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 0 bis 0. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.