IN: Neue Sendeformate
Rauchen, Fluchen und Fragen, die auch mal unter die Gürtellinie gehen – das ist „Roche & Böhmermann“. Ein Talk, der auf alt getrimmt ist, der sich etwas traut und mit ungewöhnlichen Gästen und Themen überrascht. Das zeigt, was Fernsehen auch sein kann, aber leider viel zu selten ist: frech, innovativ, witzig und ohne Regeln. Schade, dass so ein Format im Programm eines Spartenkanals am Sonntagabend versteckt wird. Es sollte prominenter platziert werden. Also, liebes öffentlich-rechtliches Fernsehen, mehr Mut zu außergewöhnlichen Sendungen mit ungewöhnlichen Moderatoren. Die Zuschauer werden es danken – vielleicht nicht sofort, aber mit Sicherheit eher früher als später.
OUT: Preise ablehnen
Ich nehme diesen Preis nicht an – so oder so ähnlich klingt es, wenn Medienschaffende, Literaturkritiker oder sonst wer auf einen Preis verzichtet. Es folgen Stille, Tuscheln und ein Sturm der Entrüstung, mal mehr, mal weniger zustimmend. Eines ist dem Ablehnenden in jedem Fall sicher: Aufmerksamkeit. Nach Marcel Reich-Ranicki, der für sein Lebenswerk nicht mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt werden wollte, wiesen zuletzt drei Reporter der SZ ihren Henri-Nannen-Preis zurück – weil mit ihnen die „Bild“ geehrt wurde. „Ein bisschen ein Kulturbruch“ sei die Auszeichnung, lautete ihre Begründung. Einen Preis zurückzuweisen ist aber nichts anderes.
Nora Jakob (24) studiert Politikwissenschaft in Köln und ist Mitglied beim Netzwerk jungejournalisten.de.
Erschienen in Ausgabe 06/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 6 bis 6. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.