Zehn inspirierende Medien-Apps

1. Our Choice

Fast ein Jahr alt ist die digitale Ausgabe von Al Gores Klima-Buch und bis heute eine Pflichtinstallation auf den iPads von App-Vordenkern. Kein anderes Blätter-Medium zeigte bisher so radikal neu und radikal einfach, wie sich digitale Inhalte aufbereiten lassen – und dabei so vertraut wirken, dass keine Bedienungsanleitung nötig ist. Die Haptik der Seiten, Bilder und Videos definiert noch immer den höchsten erreichbaren Standard.

2. The Magic of Reality

Noch ein Wissenschaftsbuch, das intelligent mit ehemaligem Print-Content umgeht. Die Gestalter der Londoner Agentur „Somethin’ Else haben es geschafft, das dicke Kinderbuch von Richard Dawkins trotz einer anheimelnd linearen Seitenstruktur so elegant in die Luft zu sprengen, dass schon das Durchblättern großes Kino ist.

3. Timbuktu

Und nun auch noch ein Kindermagazin. „Timbuktu“ ist mit ebenso einfachen wie schönen gestalterischen Einfällen gespickt, von denen sich erwachsene Medien viel abschauen können. Kinder bedienen es ganz ohne Anleitung. Ebenso die meisten Erwachsenen.

4. Project

Der Klassiker unter den originären iPad-Medien, finanziert von „Virgin“-Tausendsassa Richard Branson. Laden Sie sich unbedingt auch die legendäre erste Ausgabe herunter und studieren Sie den Aufmacher der Titelgeschichte, der Video und Typografie verbindet. Erfrischend anders, mit zum Teil katastrophaler Navigation und versteckten Features.

5. TRVL

Das kostenlose monothematische Reisemagazin, herausgegeben von einem kleinen Team in den Niederlanden, spart sich jeden interaktiven Schnickschnack und setzt auf hochwertige Fotografie. Schön zu blättern.

6. Katachi

Das hyperexperimentelle Magazin eines Start-ups aus Norwegen soll vor allem die Leistungsfähigkeit der dahinter liegenden Design-Plattform demonstrieren. Als Gesamtprodukt nicht zur Nachahmung empfohlen, aber bis in die letzte versponnene Falte ziemlich anregend.

7. The Red Bulletin

Was der Brausen-Gigant medial anpackt, scheint zu gelingen – so auch die höchst aufwendig produzierte iPad-Version seines zentralen Corporate-Magazins. Sie zeigt, was aus der dafür benutzten Standard-Software von Adobe herauszuholen ist.

8. Road Inc.

Sehr gut gestaltete App für Autofanatiker, mit größter Liebe und vielen neuen Ideen. Wegen zahlreicher Usability-Unfälle kaum benutzbar – aber wunderschön.

9. Marvel

Die Comic-Plattform steht stellvertretend für viele vergleichbare Apps. War es in den Frühtagen des Internets angeblich die Pornoindustrie, die die technische Innovation vorantrieb, so sind es bei den Tablet-Medien womöglich die Comics. Deren hohe Usability-Standards haben klassische Verlage noch lange nicht erreicht. Pflicht: eine beliebige Ausgabe herunterladen und den „Guided View“ ausprobieren.

10. Fontbook

Die digitale Umsetzung des Schriften-Standardwerks, das in keinem Designer-Buchregal fehlt, löst sich komplett vom Original und ist doch kongenial. Eines der wenigen Beispiele, wie eine völlig neue, eigens entwickelte Navigation innerhalb von Sekunden und ohne Anleitung intuitiv bedienbar ist.

Erschienen in Ausgabe 03/202012 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 56 bis 56. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.