Zur Berichterstattung der ARD und den Konsequenzen: „Wir können und wollen nicht wie CNN mit 40-50 Mann inklusive Logistikteams anrücken für ein aktuelles Ereignis in der Welt. Allerdings haben wir in der ARD seit neustem eine Krisenreaktions-Taskforce von Produktionsmitarbeitern, die sich sofort um logistische Fragen kümmern.
Dafür sind wir sicher in der Hintergrundanalyse besser, weil wir eine langfristige Kompetenz durch die Vor-Ort-Präsenz haben. Zunächst ist immer der jeweils zuständige Haussender gefragt. Er entscheidet, ob er mit eigenen Mitteln oder mit Kooperationen arbeiten will. Es wäre sicher hilfreich, wenn man in der einen oder anderen Situation die gesamte Kompetenz des Senderverbundes nutzen könnte. Dazu müssen nicht die Zuständigkeiten geändert werden, es würde genügen, wenn die Zusammenarbeit weiter forciert würde.
So wie jetzt im Laufe der Arabien-Berichterstattung, als beispielsweise die Kairo-Kennerin Golineh Atai vom WDR als Social-Media-Redakteurin für die ARD das arabische Internet analysiert hat.
Als größeres Problem habe ich empfunden, dass die Korrespondenten anfangs nicht aus Kairo rauskamen und nicht im Land recherchieren konnten, wie dort die Menschen reagieren. Das war aber logistisch nicht zu machen, auch weil die einheimischen Mitarbeiter die Stadt wohl nicht verlassen wollten.“
„Ich finde, dass man auf mehr Menschen mit Migrationshintergrund in den Redaktionen achten sollte und als Hierarch die Weichen dafür stellen kann. Es ist wichtig, Zeichen zu setzen auch mit mehr Bildschirmpräsenz von Journalisten mit Migrationshintergrund. Das prägt auch den Blick junger Leute, die vielleicht auch selbst in den Journalismus möchten.“
Andreas Cichowicz
ist Chefredakteur Fernsehen des NDR, war früher beim SWR, u. a. selbst Korrespondent in Kairo. Er spricht arabisch. Ein Teil seiner Familie lebt in Ägypten.
Erschienen in Ausgabe 03/2011 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 23 bis 24. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.