14 – Sonderpreis
Jurymitglied Julia Stein hielt die Laudatio auf „die Freischreiber“:
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Meine sehr verehrten Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen, liebePreisträgerinnen und Preisträger und jetzt vor allem liebe Freischreiber!
Ich fürchte, noch nicht jeder hier im Saal weiß, wer eigentlich die Freischreibersind. Trotz dieses schönen Namens – „Freischreiber“ – das klingt nach Freiheit undHimmelsschreiber, als könne man einfach schreiben, was man will und wo man will. Ein bisschen klingt es auch nach Freischärlern.
Tatsächlich hat sich vor rund zwei Jahren eine Gruppe freier Journalisten zusammengetan, um gemeinsam in den Krieg zu ziehen – zornig und aus Notwehr. Denn Ausbeutung – die gibt es ja nicht nur bei Kik. Die gibt es auch in unserer eigenenBranche. Dort allerdings ist sie längst nicht so populär. Sie öffentlich zu benennen, kostetsogar Mut, gerade weil der freie Journalist buchstäblich an der Quelle sitzt. Schließlich riskiert er damit auch seinen eigenen Marktwert.
„Schreiben macht arm“ hatte die erfahrene Journalistin Gabriele Bärtels vor Jahren in derZEIT gewarnt (2007). Und als die Verlagskrise voll durchkam, sagte sie in einem ZAPP-Interview: Es äußert sich halt darin, dass ich mir ganz normale Sachen gar nicht mehrleisten kann. Oder dass ich mir lange überlegen muss, ob ich zum Arzt gehe, weil mirdann manchmal die zehn Euro Praxisgebühr fehlen.“ (2009) Freie Journalisten hätten in diesen Zeiten unendlich viel Grund zum Jammern und zumKlagen. Die „Freischreiber“, ein Verein freier Journalisten, aber tun genau das nicht –sie wollen stattdessen für guten Journalismus sorgen. Selbst wenn sie damit nicht reichwerden. Sie wollen frei sein.
Sie sind nicht die Bittsteller der Branche, die Manövriermasse der Mächtigen, dieFußabtreter der Redakteure. Und sie demonstrieren, dass in einer Welt ohne Freievon einer Zeitung nur viele weiße Blätter übrig blieben. Sie machen anderen FreienMut und geben Tipps fürs Selbstmarketing – durch Lesereisen in deutsche Städte odereinen „Zukunftskongress“ mit dem schönen Titel „Mach’s Dir selbst“.
Und so haben die Freischreiber in ihrem Kampf gegen Lohndumping, gegen einenzu geringen Mindestlohn und gegen das Leistungsschutzrecht der Verlage eineErfolgsgeschichte geschrieben – nämlich ihre eigene. Kreativ, konstruktiv, und vor allem:gemeinsam und selbstbewußt.
Ich gratuliere im Namen der Jury herzlich zum Sonderpreis und bitte die beiden Vorstände und Ideengeber der Freischreiber Kai Schächtele und Benno Stieber stellvertretend fürdas ganze Team auf die Bühne.
„Die Freischreiber“
Begründung der Jury: „Für die erfolgreiche ehrenamtliche Arbeit der ‚Freischreiber‘ zugunsten freier Journalisten gebührt den Initiatoren des jungen Verbandes eine besondere Anerkennung. 2010 haben sie zudem mit dem 1. Zukunftskongress: ,Mach’s Dir selbst‘ ein Podium für die wachsende Branche der Freien Autoren geschaffen, das sich mit wegweisenden Modellen für künftige Arbeitsmodelle beschäftigt und konstruktive Lösungsansätze bietet.“
Kai Schächtele ärgert sich darüber, dass Freien Journalisten zu einer Festanstellung gratuliert wird wie zu einem Kind:
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