10 – Chefredakteur des Jahres 2009
1 Bernd Ziesemer, Chefredakteur „Handelsblatt“:
Die Begründung der Jury: „… weil er mitten in der Krise journalistische Antworten auf aktuelle und künftige Herausforderungen gefunden hat. Das neue Tabloid-Format ist die mutigste Produktveränderung des Jahres. Redaktion und Angebote hat er konsequent crossmedial ausgerichtet und gleichzeitig den Anspruch an Qualitätsinhalte hochgehalten.“
Die Laudatio (O-Ton)auf die ersten drei Preisträger am 14.01.2010 von Jury-Mitglied Roland Tichy, Chefredakteur der „WirtschaftsWoche“ und „Journalist des Jahres 2008“ (Kategorie Wirtschaft)
[audio:http://www.mediummagazin.de/wp-content/uploads/26-Roland-Tichy-Laudatio-CR-Ziesemer.mp3]
„Man darf die Lage nicht so ernst nehmen, wie sie ist.“ Dieses Zitat habe ich in der Debatte gefunden, die im Bayerischen Landtag anlässlich der Ablehnung des Grundgesetzes geführt wurde.
Es gibt keine Zeitung, auf die das besser zutrifft als auf die “Süddeutsche Zeitung“ unter Werner Kilz. Kilz hat dem Blatt ein großes Maß an Unabhängigkeit bewahrt. Medienkrisen, Verlagskrisen, Eigentümerwechsel – an der publizistischen Substanz und Unabhängigkeit der Süddeutschen ist all dies abgeprallt, und dies ist sicherlich sein Verdienst. Chefredakteure brauchen Nehmerqualitäten.An die zweite Stelle der Auszeichnung hat die Jury Jakob Augstein gesetzt. Diesmal nicht, wie im vergangenen Jahr, für seine Geberqualität, die einer kleinen Stimme mit aparter Ostberliner Sprachfärbung Präsenz erhalten hat. Sondern weil er Print und Online konsequent miteinander verzahnt und im Netz neue Wege der Nutzerbeteiligung geht.
Augstein reißt die Grenzen zwischen Bloggern und Journalisten da nieder, wo sie stören, und zieht sie da, wo sie sinnvoll sind. So gibt er dem Prinzip Wochenzeitung eine moderne Prägung und begeistert auch junge Leser.Zum Chefredakteur des Jahres aber wurde Bernd Ziesemer, Chefredakteur „Handelsblatt“ bestimmt.
Er hat mitten in der Krise journalistische Antworten auf aktuelle und künftige Herausforderungen gefunden.
Während andere Verlage vor der notwendigen Änderung gezögert haben nach der Furchtformel „kleine Zeitung, kleine Anzeigenpreise“ hat er sich über den Rubikon der Millimeterpreise hinweggesetzt und das Business-Format als eigenständige Klasse etabliert.
Gab es schon einmal ein größeres Handelsblatt?
Das neue, kleine große Handelsblatt beinhaltet Magazin-Formate, präsentiert eine große Informationsbreite und reagiert auf veränderte Lesegewohnheiten. Das hat seiner Redaktion Schwung in der bleiernen Zeit verliehen und dem Produkt einen Modernitätsschub, auch weil die Inhalte konsequent crossmedial verarbeitet und angeboten werden. Journalismus bemisst sich an Inhalten, nicht an Quadrat-zentimetern.
Die Form ändert sich, der Inhalt bleibt – Ziesemer hat keinerlei Abstriche bei Qualität und Seriosität hingenommen.
Damit ist das Handelsblatt für die mutigste Produktveränderung des Jahres auszuzeichnen.Nur wer sich vom Ernst der Lage nicht lähmen lässt, schafft die notwendige Veränderung.“
Die Replik von Bernd Ziesemer:
[audio:http://www.mediummagazin.de/wp-content/uploads/27-Replik-Ziesemer.mp3]
2 Jakob Augstein, Herausgeber „der Freitag“:
„… weil er Print und Online konsequent miteinander verzahnt und im Netz neue Wege der Nutzerbeteiligung geht. Augstein reißt die Grenzen zwischen Bloggern und Journalisten da nieder, wo sie stören, und zieht sie da, wo sie sinnvoll sind. So gibt er dem Prinzip Wochenzeitung eine moderne Prägung und begeistert auch junge Leser.“
3 Hans-Werner Kilz, Chefredakteur „Süddeutsche Zeitung“:
„… weil er mit kritischem Anspruch markante und nicht mehr häufig anzutreffende Zeichen in der heutigen Medienlandschaft setzt und sein Blatt im Krisenjahr 2009 auf Kurs gehalten hat – trotz aller widrigen Umstände im eigenen Verlag und außerhalb.“
4 Gabriele Fischer, Chefredakteurin „brand eins“:
„… weil sie sich und ihr Blatt im vielbeschworenen Krisenjahr 2009 konsequent dem modischen Alarmismus verweigert hat. Und weil sie als Chefredakteurin zeigt, wie kreatives Blattmachen dank guter Autorenpflege und teamorientierter Führungsfähigkeit funktioniert: Mit spannender Themenwahl, excellenter recehrche und Schreibkunst erreicht Brandeins auch Leser die sich sonst nicht für Wirtschaft interessieren, guten Journalismus aber honorieren.“
5 Georg Mascolo / Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteure „Der Spiegel“:
„… weil sie 2009 dafür gesorgt haben, dass man sich auf den Montag wieder freut. Unter ihrer Führung ist der Spiegel wieder zu einem meinungsstarken Nachrichtenmagazin und vielleicht sogar wieder zum politischen Leitmedium geworden. Und nicht zuletzt für den publizistischen Mut, in Zeiten der Krise neue Hefte wie „Spiegel Wissen“ und „Dein Spiegel“ an den Kiosk zu bringen.“
6 Jochen Wegner, Chefredakteur „Focus Online“:
„… weil er so konsequent wie wenige andere die Vorzüge des Internet – Vernetzung, Interaktion, Debatte – für klassische Medienmarken umzusetzen weiß und neue Ideen und Angebote wie nachrichten.de kreiert, statt in das rückwärtsgewandte Klagelied gegen Google einzustimmen.“
7 Wolfgang Blau, Chefredakteur „Zeit Online“:
„… weil er mit dem Relaunch von „Zeit Online“ bewiesen hat, dass Innovationen und Qualität im Journalismus kein Gegensatzpaar sein müssen: Der runderneuerte Webauftritt ist gelungen und konzeptionell und im Design wegweisend.“
8 Wolfram Weimer, Chefredakteur „Cicero“:
„…weil er sich bei „Cicero“ über die Standardregeln des Blattmachens hinweggesetzt und ein hochinteressantes, kreatives Debattenblatt etabliert hat, das immer wieder die politische und kulturelle Diskussion belebt und damit 2009 gegen den Trend neue Leser gewinnen konnte.“
9 Peter Matthias Gaede, Chefredakteur „Geo“
„… weil der G+J-Grandseigneur für journalistische Qualität und entsprechenden Nachwuchs in seinem Bereich unermüdlich ficht und sorgt. Als Förderer (etwa von Martin Verg bei „Geolino“) schafft er ein Klima, in dem Qualität immer noch gedeiht – ein rares Biotop in der deutschen Magazinlandschaft.“
10 Arnd Brummer, Chefredakteur „Chrismon“ / „evangelisch.de“:
„… für den Launch des neuen Portals „evangelisch.de“ – und seine treffsichere Replik an die „Titanic“, die zeigt, dass auch Protestanten etwas von Ironie und Satire verstehen. Mit „Chrismon“ hat Brummer Maßstäbe gesetzt für einen Qualitätsjournalismus, der den Gläubigen dient, indem sein Blick stets über den Tellerrand der „reinen Lehre“ geht.“