Warum sind Sie Journalist geworden?
Weil ich die Aussicht auf diesen Beruf faszinierend fand, der Lokalchef der „Illertisser Zeitung“ gegenüber von uns wohnte – und er mir eine Chance als freier Mitarbeiter gab.
Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, was war das Thema?
Am ersten Tag in der Lokalredaktion schickten sie den Neuen auf den Wochenmarkt auf dem Marktplatz direkt vor der Tür – zur Lokalreportage für die Ausgabe am nächsten Tag.
Wer sind Ihre Vorbilder im Journalismus?
Vorbilder zu haben finde ich nicht erstrebenswert, weil Vorbild im Umkehrschluss bedeutet: Abbild, Kopie, Nachahmung. Aber es gibt Kollegen, die ich bewundernswert gut finde: Sie heißen Roger Cohen, Philip Stephens, Kurt Kister.
Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?
Im politischen Journalismus ganz klar: immer nah dran sein, an den Akteuren, am Geschehen, und trotzdem auf Distanz bleiben – zu den Akteuren, zum Geschehen.
Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer und was sollte man dagegen tun?
In den „harten“ Ressorts. Mehr dort einsetzen, fordern und fördern.
Was macht Sie wütend oder ungeduldig?
Begriffsstutzigkeit – und Computer, die nicht so wollen wie ich.
Was sind Ihre (handwerklichen) Stärken und Schwächen?
Beides in einem: Begeisterungsfähigkeit, die mich manchmal übers Ziel hinausschießen lässt.
Welche sozialen Medien und Netzwerke nutzen Sie wofür?
Facebook, Twitter, beides mehr als Karteileiche denn als treibende Kraft.
Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen – und wie lautete der Titel?
Das Einzige, was unbedingt von mir geschrieben werden musste, ist schon geschrieben: „Das Glück am Haken“.
Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?
Mit dem genügsamen und glücklichen Bootsverleiher an einem bayerischen See, den Gerhard Polt einmal einem Reporter des Bayerischen Rundfunks beschrieben hat.
Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?
„Die Tissemer ganged geera auf da Wochamarkt“, erschienen an meinem zweiten Arbeitstag als Lokalreporter der „Illertisser Zeitung“. Ihr größter Flop?
Ein Bericht über die angeblich anstehende Ablösung von Peter Struck als SPD-Fraktionschef. Er war nicht ganz falsch, hat sich aber nie bewahrheitet.
Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?
Die Korrektur-Ecke im „Spiegel“.
Welcher berufliche Rat hat Ihnen besonders geholfen?
„Reduzieren Sie Ihre gut recherchierte Geschichte auf weniger Personen und weniger Schauplätze, trennen Sie sich davon, dass die Geschichte ein ausgeschriebener Recherchenachweis ist – dann wird sie eine richtig gute Geschichte“ (Hans Ulrich Kempski). Sind Sie Mitglied einer Partei?
Nein. Das muss man nicht weiter begründen. Siehe Antwort 4. Ihr liebstes Hobby?
Fischen. Im nächsten Leben werden Sie?
Bootsverleiher.
Christoph Schwennicke (46) ist seit 1. Mai neuer Chefredakteur beim Politmagazin „Cicero“. Er hat Germanistik, Politik und Journalistik in Bamberg studiert, bekam dazwischen einen Platz an der Deutschen Journalistenschule und wurde danach 1993 Redakteur bei der „Badischen Zeitung“, die ihn bald als Parlamentskorrespondent nach Bonn schickte. Im politischen Ressort blieb Schwennicke von da an: Zuletzt war er über vier Jahre lang Hauptstadtreporter für den „Spiegel“, davor leitete er von 2005 bis 2007 das Berliner Büro der „Süddeutschen Zeitung“.
Link:Tipp
Mehr Fragen und Antworten von Christoph Schwennicke siehe:
www.mediummagazin.de
Wiedersehen macht Freude:
„medium magazin“ Nr. 06/2012 erscheint am 4. Juni 2012.
Erschienen in Ausgabe 04+05/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 74 bis 74. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.