Psychotherapeutin Fee Rojas rät Journalisten im Umgang mit traumatisierten Menschen:

* Vereinbaren Sie Ein Stopp-Zeichen: Wenn der Interviewpartner zu weinen beginnt, ist das nicht automatisch ein Hinweis dafür, dass das Gespräch unterbrochen werden soll. Der Journalist sollte mit seinem Gegenüber vor Gesprächsbeginn ein Stoppzeichen vereinbaren, so dass der Interviewte den Prozess steuern kann.

* Geben Sie Informationen schriftlich: Wer Extremes erlebt hat, z.B. einen Angehörigen beim Amoklauf verloren, hat oft ein schlechtes Gedächtnis für Details wie Namen oder Sendetermine. Journalisten sollten deshalb immer eine Visitenkarte dabeihaben. Auch das Zuschicken eines Belegexemplars oder Sendemitschnitts sollte selbstverständlich sein.

* Versuchen Sie, die Opferrolle aufzulösen: Viele traumatisierte Menschen empfinden es als wohltuend, wenn sie aus der Passivität herauskommen und ihre Ideen in die Medienarbeit einbringen können: Sagen Sie dem Interviewpartner, dass er jederzeit entscheiden kann, eine Frage nicht zu beantworten oder auch, dass bestimmte Aussagen nicht gesendet werden sollen.

* Führen Sie keine Gespräche am Tatort: Journalisten sollten unbedingt einen geschützten Ort für das Interview suchen, damit der Interviewpartner nicht zusätzlich durch Sirenen und Blaulicht belastet wird. Wenn eben möglich sollte der Interviewpartner entscheiden, wo und wann das Interview geführt werden soll.

* Gehen Sie auf Augenhöhe: Besonders bei Interviews mit Kindern sollte der Journalist darauf achten, dass er sich auf eine körperliche Höhe mit dem Kind begibt und nicht von oben herab fragt. Die Zustimmung der Erziehungsberechtigten zu dem Interview muss selbstverständlich vorliegen.

Info: Fee Roja hat u. a. im Auftrag des SWR Seminare zu diesem Thema gehalten. Ihre detaillierten Ratschläge sind dokumentiert unter www.mediummagazin.de

Tipp: Weitere Informationen bietet auch das „Dart Center for Journalism and Trauma“, ein Projekt der Columbia University Graduate School of Journalism, unter www.dartcenter.org

Erschienen in Ausgabe 03/2010 in der Rubrik „Special“ auf Seite 25 bis 31. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.