Wirtschaftsjournalisten 2014: die Laudatio
Der frühere „Manager Magazin“-Chefredakteur Wolfgang Kaden laudatiert den Wirtschaftsjournalisten des Jahres – Bastian Obermayer von der „Süddeutschen Zeitung“, Klaus Boldt von „Bilanz“ und Dokumentarfilmer Marc Bauder:
In der Kategorie Wirtschaft wählte die Jury Marc Bauder auf den dritten Platz. Bauder ist Dokumentarfilmer, und er hat einen höchst sehenswerten Film über einen der „Master of the Universe“ gedreht, mithin einen Investmentbanker. Das Werk bietet Einblick in die Parallelwelt der Geldhändler, eine Welt, die uns Normalsterblichen sonst verschlossen bleibt. Für den Film hat Bauder schon reihenweise Preise gesammelt. Nun also auch noch eine Platzierung unter den drei besten Wirtschaftsjournalisten des Jahres. Glückwunsch, Herr Bauder!
Den Zweitplatzierten hier kurz zu belobigen ist mir eine besondere Freude. Wir waren schließlich etliche Jahre Kollegen beim manager magazin, und Klaus Boldt weiß, wie hoch ich seine Qualitäten schätze. Er hat mm verlassen, um selber mal als Blattmacher zu arbeiten – und er hat gewonnen. Die deutsche Bilanz, die der WELT monatlich einmal beigelegt wird, ist ein gut gemachtes Wirtschaftsmagazin. Glückwunsch Klaus Boldt!
Nun zur Nummer eins unter den Wirtschaftsjournalisten.
Die investigative Recherche lebt. Manchmal hatte ich in den vergangenen Jahren den Eindruck, dass Affären nur noch von den Journalisten ernst genommen werden; dass das Publikum ohnedies von der moralischen Verkommenheit der Eliten in Politik und Wirtschaft überzeugt ist und Enthüllungen nicht mehr zur Kenntnis nimmt.
Wenn aber einer antritt, um ein Nationalheiligtum wie den ADAC zu demaskieren, dann darf er sich der vollen Aufmerksamkeit im Lande gewiss sein. Dieses Kunststück ist Bastian Obermayer aus dem Investigativteam der Süddeutschen Zeitung gelungen, mit seinen Geschichten über den größten Verein Deutschlands, vor allem über die Fälschungen bei der Wahl für das „Lieblingsauto der Deutschen“.
Selten hat in den vergangenen Jahren eine Enthüllung so viele konkrete Auswirkungen gehabt wie diese. Der Automobilclub musste sich nicht nur von seiner Führungsmannschaft trennen. Die Geschichten haben zudem dafür gesorgt, dass der Club strukturell umgebaut und etwas mehr Transparenz geschaffen wurde.
Bastian Obermayer hat im vergangenen Jahr noch an weiteren Affären-Geschichten mitgewirkt. So hat er über die Waffenlieferungen der Firma Sig Sauer in Krisenregionen berichtet oder am Jahresende über die Steuerschlupflöcher, die Luxemburg deutschen Großunternehmen bot.Der Kollege hat schon einige Übung in der Entgegennahme von Journalisten-Preisen. Nun also, als vorläufige Krönung, der Journalist des Jahres im Bereich Wirtschaft.
Als kleiner Junge wollte Bastian Obermayer Profi-Fußballer werden. Gut dass er dann doch Journalist wurde.
Glückwunsch, Bastian Obermayer!
Hier geht es zur Laudatio auf die Gewinner der Kategorie Kultur und Unterhaltung.