„Tagesschau“-App an der 5-Millionen-Schwelle
An Weihnachten dürfte das medienpolitisch umstrittenste Projekt in der jüngeren Geschichte der ARD, die App der „Tagesschau“, die Grenze von fünf Millionen Downloads knacken. Bis Mitte November wurde das Miniprogramm 4,8 Millionen Mal auf mobilen Geräten installiert, wie „Tagesschau“-Chefredakteur Kai Gniffke dem „medium magazin“ (Ausgabe 12/2012) sagte. An Weihnachten wird die App drei Jahre auf dem Markt sein. Die Hamburger Zentralredaktion ARD-aktuell wird dann aber vor allem einen noch viel größeren Geburtstag feiern: Am 26. Dezember wird die Hauptausgabe der „Tagesschau“, die „20 Uhr“, 60 Jahre alt.
Gniffke sagte dem „medium magazin“ weiter: „Die ‚Tagesschau‘ wird ihre Stärke nur behalten, wenn wir den Menschen unsere Nachrichten überall dort anbieten, wo sie Informationen von uns erwarten: im TV, online, als Apps, auf internetfähigen Fernsehgeräten oder auf öffentlichen Plätzen.“ Auch letzteres ist bereits Realität: Die ARD beliefert mit ihren Nachrichten inzwischen unter anderem 2.200 Infosäulen der Firma Ströer, die wiederum in vielen Einkaufszentren und Bahnhöfen aufgebaut sind, darunter im Berliner.
„Wir haben vor nicht allzu langer Zeit drei Viertel unserer Inhalte aus dem Netz nehmen müssen“, sagte Gniffke weiter, der damit auf Entscheidungen der Politik abzielt, die ARD und ZDF im Netz auf Bitten der Verlage beschnitten haben. „Wer kann da von Expansion reden?“ Die Probleme der Verlage, die gegen die App der „Tagesschau“ nicht zuletzt gerichtlich vorgegangen sind, sind für Gniffke hingegen hausgemacht: „Gäbe es die ‚Tagesschau‘ nicht, würde das Geld bei den Verlagen trotzdem nicht sprudeln.“ Seine Redaktion sei jedenfalls „nicht Schuld daran, dass es bislang erst wenige funktionierende Erlösmodelle für Qualitätsjournalismus gibt“.
Daniel Bouhs