Kulturjournalisten 2014: die Laudatio
Autorin und Kolumnistin Silke Burmester laudatiert den Unterhaltungs- und Kulturjournalisten 2014 – ZDF-Moderator Jan Böhmermann, dem Leiter Social Media und Innovation bei der „Süddeutschen Zeitung“ Dirk von Gehlen sowie rbb-Moderator Jörg Thadeusz:
Mit der Kultur und der Unterhaltung ist es wie mit der Liebe – wenn man versucht, ohne sie zu leben, wird das Dasein inhaltslos, fad und der Körper entwickelt merkwürdige Symptome der Vertrocknung.
Die Kultur kann als Elixier begriffen werden, das uns erfrischt und bereichert, das uns glücklich macht und den Geist auf Reisen schickt, von denen er wie ein Sachensucher reich an Neuem zurückkehrt.
Die Unterhaltung hingegen ist vielleicht das Wenige, das uns momentan bleibt, das Schroffe der Wirklichkeit, ihre Grausamkeit und die Beschränktheit ihrer Protagonisten auszuhalten. Sie ist der süffige Schluck, der uns davor bewahren kann, zum Säufer zu werden.Mit der Auszeichnung „Journalist des Jahres Kultur/Unterhaltung“ zeichnen wir die Verkaufskanonen dieser wertvollen Fluids aus.
Jörg Thadeusz erhält die Ehrung weil es ihm wie nur wenigen gelingt, im Journalismus Anspruch, Niveau und Humor zu vereinen. Weil er es schafft, auch im kritischen Gespräch der Gentlemen zu bleiben, den sein Anzug verkörpert, haben weder sein Gegenüber noch die Hörer oder Zuschauer das Gefühl, über die Geröllhalde „Gespräch“ gezogen zu werden. Stattdessen gleiten sie dahin, werden bestens unterhalten und sind am Ende klüger als vorher.
Dirk von Gehlen wurde auf den zweiten Platz gewählt, weil er – anders als viele – nicht an den Grenzen zum Neuland stehenblieb, sondern sich wie ein Reisejournalist neugierig und interessiert vorwagt. Das, was er in der Sphäre „Internet“ sieht und entdeckt, schreibt er auf, ordnet es ein, verpackt es in schön lesbare Texte und hilft dadurch, unseren Kulturbegriff zu erweitern. Kurz, Dirk von Gehlen hilft beim Denken. Und zwar an einem Punkt, der in seiner Komplexität nur schwer zu erfassen ist.
Den Top-Platz in der Riege derer, die uns davor bewahren, den Kopf gegen die Wand zu schlagen, nimmt ein weiterer Herr im Anzug ein: Jan Böhmermann.
Die Jury nennt ihn einen „journalistischen Entertainer“ und lotet damit die Stärke seiner Arbeit aus: relevante Themen aufzugreifen, und sie auf eine Art aufzubreiten, die über die lustig-popustig-Ebene hinausgeht und etwas Neues und Eigenes schafft. Intelligenz, Reflektionsvermögen, Selbstironie – das sind Worte, mit denen man Jan Böhmermanns Stärken gediegen beschreiben kann. Man kann auch einfach sagen: Jan Böhmermann ist der potenteste Hengst im Unterhaltungsstall.Und weil Jan Böhmermann nicht nur im Heu eine gute Figur macht, sondern heute auch noch Geburtstag hat, freue ich mich …
Hier geht es zur Laudatio auf die Gewinner in der Kategorie Reporter national.