Ex-„Bild“-Mann Onken ermutigt Journalisten zum Ausstieg
Der ehemalige Redaktionschef von „Hamburger Morgenpost“ und „Bild Hamburg“ Matthias Onken wünscht Journalisten mehr Mut zum Neustart. In einem Beitrag für „medium magazin“ Nr.1/2014 (ET: 30.12.13)) schreibt Onken, der Sprung vom leckgeschlagenen Schiff des Journalismus sei nicht in erster Linie mutig, sondern naheliegend. „Im Wasser ums Schiff schwimmt so viel herum, das sich eignet, einen vor dem Ersaufen zu bewahren. Man muss es nur als solches erkennen und zugreifen.“
2011 hatte der heute 41-Jährige völlig ausgebrannt seinen Job als Redaktionsleiter von „Bild Hamburg“ gekündigt. Heute ist er selbstständiger Strategie- und Medienberater und Autor des Buchs „Bis nichts mehr ging: Protokoll eines Ausstiegs.(rowohlt 2013)“ Seine Entscheidung zur kompletten Umkehr bereut er auch jetzt nicht: „Es war eine Kündigung aus der inneren Überzeugung, nach rasant gewonnener Flughöhe die Reißleine ziehen zu müssen. Mit damals Ende 30 wollte ich was anderes tun, als für den Job weiterhin alles Private hintanzustellen und gar aufzugeben.“
Vor allem Print-Journalisten empfiehlt Onken, in der gegenwärtigen Medienkrise selbst den Plan B zu verwirklichen, bevor die Kündigung kommt. Je nach Perspektive müsse jeder selbst entscheiden, ob seine Stelle Zukunft habe. „Als Zeitungsredakteur wäre es aber falsch, abzuwarten, ob ein Wunder geschieht. Das wird nicht passieren“, schreibt Onken im „medium magazin“.
Für die anhaltende Misere macht er vor allem die Verleger verantwortlich, die sich nicht radikal genug an eine ganz neue Form der anti-klassischen Zeitung herantrauten. „Wer die unternehmerische Courage besitzt, sich auf eine solche Mission einzulassen, hebe die Hand. Die Hände der Verleger bleiben unter Garantie unten.“ Und weiter schreibt der Hamburger: „Was probiert wird, ist oft zaghaft, vorsichtig, verbunden mit der Sorge, noch mehr Leser zu verprellen. Wer Auflage stabilisieren, perspektivisch sogar wieder gewinnen will, wird mit Ängstlichkeit gar nichts.“
Jens Twiehaus