Die „Journalistin des Jahres“ 2014: Golineh Atai, WDR/ARD
19.12.2014: Die „Journalisten des Jahres 2014“ stehen fest: Eine rund 80-köpfige Jury der Branchenzeitschrift „medium magazin“ wählte Golineh Atai, Russland-Korrespondentin von WDR und ARD, zur „Journalistin des Jahres“.
Zudem vergab das Gremium Preise in acht Fachkategorien, für das Lebenswerk und die Redaktion des Jahres. Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ sowie die Initiative „Hate Poetry“ werden mit Sonderpreisen ausgezeichnet.
In der Jurybegründung für Wahl der „Journalistin des Jahres“ heißt es:
„Golineh Atai hat es geschafft, in der seit über einem Jahr andauernden Debatte über die Ukraine-Krise eine herausragende Berichterstattung zu bieten. Der Russland-Korrespondentin der ARD gelingt es, keine vorgefertigte Meinung zu reproduzieren. Sie bleibt immer genau, erklärt sich, wenn sie etwas nicht beantworten kann, zeigt außergewöhnliches Einfühlungsvermögen im Umgang mit ihren Interviewpartnern. Sie ist fair und präzise, stellt sich der Kritik, ist souverän im Umgang mit Hassbloggern und Meinungsagenten.“
Mit dem Preis für das LEBENSWERK wird postum der verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher geehrt.
„REDAKTION DES JAHRES“ ist das Team des Sportmagazins „11 Freunde“.
In den acht Fachkategorien siegten:
Chefredaktion
überregional: Kurt Kister, „Süddeutsche Zeitung“
regional: Stephan-Andreas Casdorff, Lorenz Maroldt, „Tagesspiegel“
Politik:
Georg Mascolo, Rechercheverbund NDR/WDR/SZ
Wirtschaft:
Bastian Obermayer, „Süddeutsche Zeitung“
Kultur/Unterhaltung:
Jan Böhmermann, ZDFneo
Sport:
Moritz Müller-Wirth, „Die Zeit“
Wissenschaft:
Amrai Coen / Malte Henk, „Die Zeit“
Reporter:
überregional: Annette Ramelsberger, „Süddeutsche Zeitung“
regional: Julius Tröger, „Berliner Morgenpost“
Newcomer:
David Schraven, Correctiv
Der undotierte „medium magazin“-Preis „Journalist des Jahres“ wird seit 2004 verliehen. Die unabhängige Jury besteht aus renommierten Journalisten und Medienexperten, den jeweiligen Vorjahrespreisträgern und Vertretern der diesjährigen Top 30 bis 30. Für die Organisation zeichnen verantwortlich: Annette Milz, Katy Walther und Jens Twiehaus (Redaktion „medium magazin“). Die Wahl zum „Wirtschaftsjournalist des Jahres“ findet in Kooperation mit der Fachzeitschrift „Wirtschaftsjournalist“ statt, die wie das „medium magazin“ im Oberauer Verlag erscheint. Infos zum Wahlverfahren finden Sie hier
Die Preisverleihung an die „Journalisten des Jahres 2014“ findet am 23. Februar 2015 im Deutschen Historischen Museum in Berlin statt.
Die Liste mit den Top Ten in allen Kategorien der „Journalisten des Jahres“ erscheint in „medium magazin“ 1/2015 und als E-Paper im iKiosk am 29. Dezember 2014.
Die Jury-Begründungen für die Wahl der Sieger sind dokumentiert auf www.mediummagazin.de
DIE BEGRÜNDUNGEN
der „medium magazin“-Jury für die „Journalisten des Jahres“ in den Fachkategorien und für die Sonderpreise lauten:
CHEFREDAKTION:
Überregional
Kurt Kister, „Süddeutsche Zeitung“.
„Kister macht seine SZ zu einem Gesamtkunstwerk – und erbrachte mit der Wochenendausgabe den Beweis, wie sehr es sich lohnt, in Zeitung zu investieren. Zugleich gibt der Netz-Skeptiker seinen Mitarbeitern den Raum, digitale Visionen umzusetzen. Im neuen Newsroom verschmelzen Print und Online. Ohne viel Aufsehen.“
Regional:
Stephan-Andreas Casdorff / Lorenz Maroldt, „Tagesspiegel“:
„Die Doppelspitze sorgte 2014 für ein ganzes Bündel an Innovationen: „Tagesspiegel Agenda“, der neue Zeitungsteil für Politikentscheider, neue Supplements, Newsletter und hyperlokale Blogs. Mit Erfolg: Die Reichweite im schwierigen Berliner Markt wächst.“
POLITIK:
Georg Mascolo, Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung
„Hoeneß, Abhörskandal, IS, … 2014 zeigte Georg Mascolo sein ganzes Talent als herausragender Rechercheur und Repräsentant des Rechercheverbundes NDR/WDR/SZ. Dazu glänzte er in der Rolle des sachkundigen, unaufgeregten Analytikers der Rechercheergebnisse in etlichen politischen (TV-)Diskussionen.“
WIRTSCHAFT: (in Kooperation mit der Fachzeitschrift „Wirtschaftsjournalist“)
Bastian Obermayer, „Süddeutsche Zeitung“:
„Der Reporter des SZ-Investigativteams war 2014 an einer ganzen Reihe von großen Wirtschaftsenthüllungen beteiligt. Im Januar: die ADAC-Affäre (mit Uwe Ritzer), im Sommer: die Waffenlieferungen des deutschen Herstellers Sig Sauer in Krisenregionen, seit November: federführend über „Luxemburg Leaks“. Obermayer glänzt.“
KULTUR / UNTERHALTUNG:
Jan Böhmermann, ZDFneo:
„Respektlos, satirisch und selbstironisch ist Böhmermanns „Neo Magazin“ die schrille Antwort auf die dahingesiechte Harald-Schmidt-Show. Böhmermann macht Late Night mit Relevanz für seine Generation. Das kommt an – so gut dass das ZDF den journalistischen Entertainer ab 2015 auch ins Hauptprogramm holt.“
SPORT:
Moritz Müller-Wirth, Die Zeit:
„Es war das Ergebnis einer langen Vorarbeit: Müller-Wirth beschrieb mit Carolin Emcke das Coming Out von Thomas Hitzlsperger, begleitete journalistisch beispielhaft dessen aufsehenerregenden Schritt im Januar 2014. Zudem waren seine Beiträge zur WM echte Perlen, z. B. der Kommentar „Kollektive oder Solisten?“.
WISSENSCHAFT:
Amrai Coen / Malte Henk, „Die Zeit“:
„Ihr fesselndes und berührendes Dossier „Wie das Virus in die Welt kam“ über Ebola ragt unter den Wissenschaftsreportagen 2014 heraus! Die Autoren recherchierten akribisch, auch vor Ort, und erlebten nach der Rückkehr selbst Paranoia und Diskriminierung.
REPORTER:
überregional: Annette Ramelsberger, „Süddeutsche Zeitung“:
„Der NSU-Prozess ist ihr Thema des Jahres und sie hat es zu unserem gemacht: Kein Tag des Prozesses verging ohne Ramelsbergers Anwesenheit (update: in der ersten Fassung fehlte leider der folgende Hinweis: …oder der ihres Kollegen Tanjev Schultz), ihre kritische Begleitung und journalistische Aufarbeitung der ebenso wichtigen wie juristisch zähen Materie in der „SZ“ ist vorbildlich, kurzum: echter Qualitätsjournalismus.“
regional: Julius Tröger, „Berliner Morgenpost“:
„Tröger setzte 2014 datenjournalistische Impulse wie kein anderer. Seine interaktiven Anwendungen – zu Mietpreisen, Wahlen, Flugrouten, Feinstaub – sind beispielhaft für einen modernen Journalismus, der gründlich recherchiert mit überraschenden Perspektiven aufwartet und intelligent mit technischen Möglichkeiten experimentiert.“
NEWCOMER:
David Schraven & Team, Correctiv:
„Correctiv probiert neue Journalismus-Finanzierung und entfachte eine Debatte über die Gemeinnützigkeit journalistischen Tuns. Mit ihren Themen von bundesweiter Bedeutung, die lokal heruntergebrochen werden konnten, legte das Team einen vielversprechenden Start hin.“
REDAKTION DES JAHRES:
Das Sportmagazin „11 Freunde“:
„Viel gelobt und oft gefeiert – und immer wieder zurecht. „11 Freunde“ bleibt ein liebevoll gemachtes Magazin rund um die gesellschaftlichen Dimensionen des Fussball-Sports und online mit einem Liveticker, der immer wieder neue Maßstäbe an Leselust und Fachkenntnis setzt. Ein besonderes Highlight 2014: Die Ausgabe, die unter Anleitung der Redaktion von Bundesliga-Profis mit persönlichen Texten und Einblicken ins Sport-Business gestaltet wurde.“
Die Auszeichnung für das LEBENSWERK geht an:
Frank Schirrmacher, Mit-Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung,“ der am 12. Juni plötzlich verstorben ist
„Frank Schirrmacher wird postum geehrt, weil er die intellektuellen Debatten dieser Republik wie kein anderer Journalist gefördert und geprägt hat. Er hat das Feuilleton der FAZ zu einem maßgeblichen Ort des gesellschaftspolitischen Diskurses gemacht und mit der modernen Prägung als „Debatten-Feuilleton“ Maßstäbe gesetzt. Die relevanten Themen einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels durch die Digitalisierung hat er früh erkannt und gesetzt. Die Digitalisierung führt auch zu immer intensiveren Debatten über Medieninhalte im Internet. Schirrmacher machte vor, wie Themen seriös zu Kampagnen ausgebaut werden können; und wie sich eine Redaktion einer Debatte stellt, ohne sich journalistisch zu verlieren. Seine Inspiration wirkt über seinen Tod hinaus: Von ihm können noch viele Vieles lernen.“
Die Sonderpreise 2014:
„Reporter ohne Grenzen“
„Im Jahr 2014 erreichten Bedrohungen von Journalisten weltweit eine neue Dimension durch gezielte Angriffe, Geiselhaft und Ermordungen im Konflikt von Kriegsparteien. „Reporter ohne Grenzen“ sind nötiger denn je geworden: Eine Gemeinschaft mit Teamgeist, viel Mut und Engagement, die öffentlich macht, was die Mächtigen gern unter den Teppich kehren.“
Die Initiative „Hate Poetry“ / Das Gründungsteam: Doris Akrap (taz), Mely Kiyak (zeit online), Yassin Musharbash (Zeit), Ebru Taşdemir (freie Autorin und Erfinderin des Formats), Deniz Yücel (taz)
„Der Zusammenschluss junger Journalistinnen und Journalisten verschiedener Redaktionen – alle mit Migrations-Hintergrund – setzt in Lesungen öffentlich Zeichen gegen die Anfeindungen, die ihnen täglich in den Kommentaren, Foren und Leserbriefen entgegen gebracht werden. „Hate Poetry“ ist zur Marke und zum Vorbild für andere Redaktionen geworden: witzig, klug, unterhaltsam, schockierend und Augen öffnend. Er hilft zudem den betroffenen Journalisten, mit rassistischen Anfeindungen umzugehen.“
Hinweis: Die Liste mit allen rund 100 gewählten „Journalisten des Jahres“ – jeweils die Top Ten in den Fachkategorien – erscheint in „medium magazin“ 1/2015 am 29.12.2014, abrufbar dann auch als epaper im ikiosk.
Service für Abonnenten: Alle Begründungen sind nach Erscheinen online abrufbar, das Passwort finden Sie in „medium magazin“ 1/2015, Seite 17.