Chefredakteure national 2014: die Laudatio
Peter-Matthias Gaede, langjähriger „Geo“-Chefredakteur, würdigt Kurt Kister („Süddeutsche Zeitung“), Giovanni di Lorenzo („Die Zeit“), Jan-Eric Peters („Die Welt“) – die besten Chefredakteure national 2014:
Die überregional bedeutsamen Chefredakteure des Jahres: Alle drei sind keine Blitzeinschläge, schon gar nicht das Ergebnis archäologischer Grabungen, nicht einmal Überraschungseier – aber dass sich zumindest zwei von ihnen derart beständig aufdrängen, dass sie derart chronisch ihren Pokalschrank füllen und auch beim JdJ schon verhaltensauffällig geworden sind, spricht ja nicht gegen, sondern eher für sie. Sie sind halt so verdammt gut!Die Reihenfolge unserer Wahl ist keine Verbeugung vor dem Senioritätsprinzip; es fügt sich nur zufällig, dass wir dem Jüngsten die Gelegenheit eröffnen, noch nach etwas zu streben, denn er wurde auf den Bronzemedaillen-Platz gesetzt.
Jan-Eric Peters, Chefredakteur der Welt-Gruppe. Er geht, so hat die Jury befunden, mit seinem Konzept „Online to Print“ und einem „Newsroom der drei Geschwindigkeiten“ (andere haben nicht mal eine…) neue Wege; er agiert als guinea pig eines Bezahlmodells für alle digitalen Angebote; er ist dabei, mit WeltN24 die vielleicht erste tatsächliche Multimediaschöpfung unserer verschreckten Journalistenrepublik zu gebären. Und auch das noch: Wer meint, Jan-Eric Peters würde nicht zugleich fabelhafte klassische AutorInnen (etwa Britta Stuff) gewähren lassen, sollte nur einmal in der Jury zum Beispiel des Reporterpreises sitzen.
Was hat Giovanni, was wir nicht haben? Weil wir das bis heute nicht wirklich herausgefunden haben, uns diese Frage aber ewig bedrängt, haben wir Giovanni die Lorenzo sicherheitshalber schon wieder eine Medaille umgehängt. Die silberne. Er muss auch gönnen können. Giovanni die Lorenzo ist ein Versöhner des manchmal unversöhnlich Erscheinenden. Er schleicht sich auch mit brutalstmöglichen Themen immer ganz soft heran, indem er hinter alle Aufreger kluge Fragezeichen setzt. Das beruhigt irgendwie. Er lässt Debatten zu, gepflegte. Er setzt Themen intelligent. Er bietet sein Blatt all jenen als Podium, die es satt haben, vorgeführt zu werden, ihm aber vertrauen. Dabei gelingen ihm immer wieder Coups. Er hat Erfolg außer mit Qualität auch sonst mit ungefähr allem, was er anfasst.
Tusch für Kurt Kister! Our Number one. Alles, was die Jury über sein Gesamtkunstwerk sagt, von der immer noch immer wieder glänzenden Seite drei bis zum spaßliterarischen Sportteil, von der lichten Wochenendausgabe bis zur investigativen Kraft seines Blattes, haben Sie längst lesen können. Ich füge nur zwei Kleinigkeiten hinzu: Hätten Sie es ausgerechnet diesem Knurrhahn zugetraut, derart traumversunken über Leonard Cohen zu schreiben und derart zärtlich über seine Liebe zu den Büchlein aus der Insel-Bibliothek? Das verdient Umarmung!
Hier geht es zur Laudatio auf die Gewinner der Kategorie Chefredakteure regional.